Längst wird öffentlich über die Fragen gesprochen, wie unterschiedlich die Staaten der Coronakrise begegnen – China, die USA, europäische Staaten und die EU als Ganze , wie auch benachteiligte Regionen und Staaten bspw. Afrikas – und eben auch darüber, wer mehr oder weniger Erfolge dabei haben wird, welche Bedeutung solche Unterschiede für ihr zukünftiges Gewicht in der Weltpolitik haben werden.
Offensichtlich betreibt gerade China, sehr wahrscheinlich der Ursprungsraum der Pandemie, mittlerweile eine Propaganda, es habe diese weitaus erfolgreicher als alle anderen bekämpft und leiste nunmehr mit seinen Erfahrungen und seiner eminenten wirtschaftlichen Kraft der übrigen Welt Hilfe. Diese schaffe es, so die in China verbreitete Meinung, nicht aus eigener Kraft und werde China zu großem Dank verpflichtet sein. Der Einsatz der Coronaproblematik zur Förderung geopolitischer Hegemoniepläne liegt hier auf der Hand.
In den USA steigt nicht nur die Zahl der Infektionen und Todesfälle jetzt rasch, man weiß nicht, wie weit noch in den nächsten Wochen; es scheint vor allem wirtschaftlich noch deutlich holpriger zu laufen als bspw. in Deutschland mit seinen Sozialsystemen. Wenn aber die ökonomischen Daten in USA plötzlich steil nach unten gehen, kann das Trump gefährden, der bisher immer damit geprotzt hat, dass es mehr Geld in den Taschen gebe. Wenn Trump kippt, werden die USA noch erratischer und international unzuverlässiger als bisher schon, sie werden weiter Einfluss verlieren (das Vorstehende ist natürlich kein Plädoyer für den Verbleib dieser Figur im Amt).
China bemüht sich um Ausnutzung der Schwäche der USA und auch der Schwächeerscheinungen in der EU. Ich gehe aber davon aus, dass man in der EU das Hochplateau der medizinischen Probleme bald verlassen wird und dass die gesammelte Finanzierungskraft die EU-Ökonomie einigermaßen flott hält. Die EU wird dann dafür anerkannt werden, dass sie trotz aller Panikmache und anfänglicher Verwirrung es wieder einmal geschafft hat, sich zu einigen und ihre Bevölkerungen mit begrenzten Verlusten – im Vergleich mit anderen –durch die Krise geschleust zu haben.
Eine der wichtigen Fragen auch für die EU wird der Umgang mit den internationalen Interventionen Chinas und auch mit der chinesischen Ökonomie sein, von der insbesondere die deutsche stark abhängt. China ist bei alledem ein großer Unsicherheitsfaktor. Weder ist bekannt, ob es gegen die Seuche nun verlässlich abgesichert ist, ob sie nicht erneut auftreten kann, noch ob seine Verlässlichkeit für die globalen Lieferketten nun wieder gegeben ist. Wenn die Seuche erneut auftritt, könnte es im Innern heftige Unruhe geben. Wird dann im Südchinesischen Meer militärisch zugeschlagen? Und das internationale Kapital wird sich aus China zurückziehen, wenn auch nicht auf einen Schlag, weil die Produktionszuverlässigkeit endgültig perdu ist.
Ein wichtiger, ganz andersartiger Aspekt ist die internationale Solidarität mit den von Krankheit, Tod und ökonomischem Zusammenbruch betroffenen Ländern und Regionen, die am wenigsten dem entgegenzusetzen haben, d.h. Afrika etc. Auch China muss in diese Überlegung einbezogen werden. Der Widerwille gegen das chinesische Hegemonialstreben ist eine Sache, die Solidarität mit dem chinesischen Volk eine andere.
Die Pandemie macht nun auf andere Weise deutlich, dass wir ein Weltsystem mit einer Vernetztheit und einer Interdependenz wie noch nie zuvor haben. Das kommt im Bewusstsein von mehr Menschen jetzt an als zuvor. Nicht nur die gebräuchlichsten Industrieerzeugnisse wie Automobile oder Handys hängen ab vom Zustand der Gesundheitssysteme und der ökonomischen Systeme im Allgemeinen, sondern auch Elementares wie Lebensmittel – diese z.B. vom Funktionieren von Transportsystemen.
Wenn eine Pandemie in entwickelten Ländern rasch Hunderttausende Leben kosten kann, kann man der Frage kaum ausweichen, wieviele Millionen sie nun in den armen Ländern kostet, warum diese so arm sind und soziale und medizinische Hilfen für die größten Teile der Bevölkerungen nicht existent sind, mit allen Rückwirkungen auf die Lage der entwickelteren Länder. (Bei Influenza war und ist man zwar ähnlich stark betroffen, aber nicht so sensibel für die politischen Umstände, aus diversen Gründen; diese wachsende Sensibilität ist ein Positivum der aktuellen Entwicklung).
Dies ist kein Aufruf zu mehr Spenden, obwohl die, in den richtigen Händen und an die richtigen Adressen weitergeleitet, nicht Nichts sind. Es geht vielmehr darum, mehr Verständnis für die geschichtlichen, politischen und kulturellen Gründe der extremen Gegensätzlichkeiten zu erarbeiten. Warum gibt es diese krassen Unterschiede, was wären reale Möglichkeiten für die entwickelteren Gesellschaften, mitzuhelfen, diese Strukturen zum Besseren zu wenden….?
Es gibt eine Tendenz, unter dem Druck der oben angedeuteten Komplexität viele Aspekte derselben von sich weg zu schieben, die Gefährdungen der Demokratie bspw. oder die Lage in Afrika, und sich damit einzurichten, dass man vor Ort individuell ja eine Menge falsch oder richtig machen könne und sich daher auf die „Nachbarschaft“ konzentrieren sollte; die Weltfragen könne man nur schlecht erfassen und noch weniger darin etwas bewegen.
Wenn wir dieser Tendenz entgegenarbeiten, könnte dies unserer physischen Gesundheit nützen – und vor allem unsere mentale stärken.
Technischer Hinweis zur Kommentarfunktion auf diesem Blog:
Bitte richten Sie Kommentare, Hinweise, Kritiken und alles Relevante an meine e-mail-Adresse wagrobe@aol.com. Die direkte Kommentarfunktion auf diesem Blog mußte ich, vor längerer Zeit bereits, leider abschalten, weil sie zur Abladung von Massen von Webmüll mißbraucht wurde, der mit den Beiträgen absolut nichts zu tun hatte.
Ich verspreche jede sachlich irgendwie relevante Zuschrift dann im Anhang zu dem betr. Beitrag zu veröffentlichen, auch wenn sie mit meinen Ansichten garnicht übereinstimmen kann.