„Syriza“, die griechische und die europäische Korruption – und die selbstgerechten Lamentos in Deutschland


Am 26. Jan. meinte ein Autor namens Reinhold Schramm auf „scharf links“ zum Wahlsieg der Partei „Syriza“ Folgendes:

„Überfällig ist ein hartes Vorgehen gegen die Steuerhinterzieher/innen, Kapitalflüchtlinge und Reichen, gegen die griechischen Millionäre, Erbschafts-Multimillionäre und persönlich leistungslosen Milliardäre, radikale Maßnahmen gegen die Korruption auf allen Ebenen der griechischen Gesellschaft.

Einsatz der staatlichen Gewalt: der gereinigten Polizeikräfte, des gesäuberten Militär- korps und der reformierten Geheimdienste. Auch deren Einsatz für die Rückholung der (griechischen) Auslandsvermögen, der unterschlagenen Millionen und Milliarden, auch in der Schweiz, – und an anderen weltweiten Vermögens- und Steuer-Unterschlagungs- orten!

Hierfür muss sich Griechenlands Syriza und das werktätige griechische Volk, nachhaltig und kompromisslos, ab Montag, 26. Januar 2015, einsetzen!“

 

Diesen Sätzen läßt sich entnehmen, daß die „linke“ „Syriza“ ein solches klares Vorgehen gegen die griechischen Oberschichten, vor allem die Oligarchen (wie sie sogar in der EU-Kommission genannt werden) und ihre – die Gesellschaft von oben nach unten durchdringende – Korruption bisher schlicht vermissen lässt.

Sie wird es auch, den guten Wünschen von R. Schramm zum Trotz, auch weiterhin vermissen lassen.

Die mannigfach in Deutschland, so z.B. in Leserbeiträgen in online-Zeitungen, beklagte „griechische“ Mentalität, die Misswirtschaft möglichst weiterzuführen und dafür die finanziellen Garantien und Verlustübernahmen z.B. des deutschen Staates, letztlich also des deutschen Steuerzahlers in Anspruch zu nehmen, dürfte demnach von „Syriza“ mindestens ebenso deutlich repräsentiert werden wie von den gescheiterten traditionellen Parteien des Landes.

Dass eine derartige Partei als „links“ und ihr Wahlerfolg als ein Triumph für das griechische Volk bezeichnet wird, liegt mE fernab jeglicher Realität.

Nahe jedoch liegt es bei der politischen Korruption derjenigen Parteien wie der „Linken“ in Deutschland und der sie umgebenden Schwarmintelligenzen. Das möchte ich mit entschiedener Betonung festhalten. Auch diese Parteien sind nicht in der Lage und willens, am herrschenden System wesentlich etwas zu kritisieren. Sie hoffen vielmehr darauf, dass das internationale Finanzkapital dem deutschen Staat weiter Kredit geben werde, damit er mit sogenannten Sozialleistungen weiterhin der Mehrheit Illusionen über ihr zukünftiges Wohlergehen verschaffen könne. Darauf läuft ihr Sozialgetöse letztlich hinaus.

Viel von der Kritik an der deutschen „Austeritäts“-Politik kommt aus dieser Ecke. Man kann sogar sagen, dass solcherart Kritik zu erheblichen Teilen vom internationalen Finanzkapital selbst inspiriert wird, das die politische Erpressbarkeit von Staaten wie Deutschland und auch der übrigen Gesellschaften und Staaten der EU weiterhin gewährleistet sehen möchte, bzw. da wiederhergestellt sehen will, wo sich in den letzten Jahren zu viel Eigenwille und Obstruktion bspw. gegen Strategien der USA oder anderer Großmächte gezeigt haben mag. Wer für diese Staaten die Kreditflüsse bestimmt, bestimmt eben wesentlich ihre Politik mit, denn sie sind allesamt völlig überschuldet und können ohne ständig frisches Geld nicht existieren.

Die Klagelitaneien in Deutschland über die überstrapazierte Zahlungsfähigkeit des deutschen Staates, über das Melken des deutschen Steuerzahlers oder kleineren Besitzers durch die Nachgiebigkeit Merkels und der EU gegenüber der griechischen oder überhaupt der südeuropäischen Korruption haben allerdings einen gewaltigen Pferdefuß: sie klammern aus, wie der deutsche Steuerzahler, der kleinere Besitzer etc. bisher die unglaubliche Korruption des eigenen, des deutschen finanzkapitalistisch-staatsbürokratischen Systems hingenommen bzw. sogar teilweise davon mitprofitiert haben.

Die Litaneien klammern aus, wie viele Menschen in Deutschland die Korruption im eigenen Hause weiterhin in wichtigen Bereichen hinzunehmen bereit sind, ja sogar zu unterstützen bereit sind – wohl in der Hoffnung, dass letztlich andere (zukünftige Generationen!) dafür zahlen würden. Diese mentale und materielle Korruption unterscheidet sich nicht wesentlich von der, die man, mit so viel bittrem Leid in der Stimme, an „den Griechen“ beklagt. Sie erscheint allerdings in Deutschland bisher weniger an der gesellschaftlichen Oberfläche, und ihre Konsequenzen werden bisher im eigenen Lande bisher eben weniger sichtbar als in einem solchen kleinen, relativ armen Land wie Griechenland.

Als Anschauungsbeispiele für die deutsche korruptive Mentalität möchte ich hier nur Bereiche wie die sog. „Energiewende“ sowie die dominante Rolle von Organisationen der organisierten Kriminalität wie der „Deutschen Bank“ nennen. Diese “Bank“ hat in den vergangenen Jahrzehnten eine federführende Rolle in der Bewerkstelligung der Hinterziehung von vielen hunderten Milliarden an Steuern durch breite reichere Schichten in Deutschland gespielt und durfte zur Belohnung sich, wie auch andere führende finanzkapitalistische Organisationen auch noch durch hunderte von Staatsmilliarden „retten“ lassen, die von anderen gezahlt wurden und werden. Weiter zu erwähnen wäre auch beispielhaft  der Bereich der sog. „Genderisierung“. Bei der von Staats wegen betriebenen Genderisierung sollen elementare, über mehrere tausend Jahre entwickelte kulturelle Errungenschaften untergepflügt werden, die im Bereich der Beziehungen zwischen den Geschlechtern gemacht worden sind, im Bereich des Umgangs des kultivierten modernen Menschen mit der eigenen biologischen Natur und ihrer produktiven gesellschaftlichen Umsetzung. Meiner Ansicht nach zielen diese Bestrebungen auf vermehrte Verunsicherung und Beherrschbarkeit der Menschen.

Diese Punkte kann ich hier nur ganz pauschal benennen – wen meine Ansichten näher interessieren, möchte ich auf meine einschlägigen früheren Beiträge auf diesem Blog verweisen.

 

Schließlich noch ein Wort zu den ständigen Litaneien, man solle doch Griechenland und andere Staaten aus dem Euro ausschließen, dann würde die Ausblutung des deutschen Steuerzahlers etc. wesentlich unterbunden. Die Ausblutung durch die „Energiewende“, durch das Finanzkapital und den gierigen eigenen Staat, die Ruinierung der eigenen zivilisatorischen, kulturellen und wissenschaftlichen Grundlagen ist bei solchen Forderungen anscheinend ganz aus dem Blick geraten. Die finanziellen Dimensionen dieser Vorgänge übertreffen bei weitem jegliche „Griechenland-Rettung“, und es sind ja nicht nur finanzielle, sondern elementar-ökonomische, sittliche und kulturelle Dimensionen.

Dieser Blick ist anscheinend auch garnicht in der Lage, die internationalen Dimensionen solcher „Vorschläge“ zu erfassen.

Europäische Staaten aus dem Euro auszuschließen bedeutet mE einstweilen noch immer, sie auch politisch mehr oder weniger auszuschließen. Die EU ist jedoch eine Zwangsgemeinschaft mittlerer und kleinerer Staaten, aus denen Europa nun einmal besteht, die allesamt in der scharfen internationalen Konkurrenz der großen Machtblöcke, vor allem des US-amerikanisch geführten Machtblocks und des aufsteigenden chinesischen Machtblocks, daneben auch solcher Halbmächte wie Russland zu Spielbällen herabgestuft zu werden und gegeneinander ausgespielt zu werden befürchten müssen. Ihre Einheit in der EU ist von der Notwendigkeit der Selbstbehauptung und der Entwicklung einer gewissen eigenen internationalen Machtposition diktiert. Wenn die EU gesprengt wird, stehen diese Ziele auf dem Spiel.

Der große Nachteil der bisher existierenden EU besteht vor allem darin, dass sie selbst bisher wesentlich nur auf der Ebene der Kooperation der europäischen finanzkapitalistisch-staatsbürokratischen Eliten existiert. Sie ist eben eine Einheit, die auf der obersten finanzkapitalistischen Ebene im Euro, einem finanzkapitalistischen Konstrukt, zustande gekommen ist und sich auf dieser Ebene verteidigt. Sie verteidigt die Interessen der großen Kapitale, vor allem auf der obersten, der finanzkapitalistischen Ebene, sie verteidigt die Interessen der europäischen Establishments.  Wenn sich durch die letzten Jahre der Verteidigung des Euro ein Thema hindurchzieht, dann ist es das Beieinanderhalten der europäischen finanzkapitalistischen Interessen. Griechenland darf eben nicht pleite gehen, weil sonst zu viele finanzkapitalistische Interessen vor allem in Europa selbst (aber auch international) geschädigt würden. Man melkt die Staatshaushalte, den viel beklagten Steuerzahler, man melkt sogar alle möglichen kapitalistischen Strukturen selbst mit den sog. Rettungsprogrammen, um nicht wichtige finanzkapitalistische Akteure aus dem Eurosystem zu vertreiben und in den Kampf dagegen zu treiben. Andererseits treibt man aber die Massen, bisher vor allem in Südeuropa, mit brutaler Verarmung und andererseits der systematischen Schonung der Oligarchen, der großen Banken, Schattenbanken etc. in die Feindschaft gegenüber der EU. Diese Bewegung wird außerdem nicht wenig von äußeren Mächten gefördert.

Wahrscheinlich werden die Interessen der wesentlichen finanzkapitalistischen und politischen Akteure der EU erneut Kompromisse mit solchen Windbeuteln wie „Syriza“, d.h. letztlich den griechischen Oligarchen und dem bisherigen griechischen Establishment suchen. Das kranke System wird noch mehr Krücken angeboten bekommen, um irgendwie noch weiterlaufen zu können. Es müssen aber die elementaren Ausbeutungsstrukturen und ihre politischen Akteure, in Griechenland selbst, aber vor allem auf der europäischen Gesamtebene, zur Debatte gestellt werden. Der europäische Zusammenhalt ist notwendig, aber er wird zerbrechen, wenn die Massen weiterhin dermaßen schnöde und brutal behandelt werden. Ob irgendeine der existierenden politischen Parteien überhaupt willens, geschweige denn in der Lage ist, daran etwas zu ändern, wird sich zeigen. Ich bin da skeptisch. Daher wird die politische Szene in den nächsten Jahren wohl erheblich in Bewegung geraten und neue Erscheinungen hervorbringen; sie ist wohl bereits ansatzweise da oder dort dabei.

 

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Ich verspreche jede sachlich irgendwie relevante Zuschrift dann im Anhang zu dem betr. Beitrag zu veröffentlichen, auch wenn sie mit meinen Ansichten garnicht übereinstimmen kann.

 

 

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Ein lesenswerter Erfahrungsbericht zum BND, dem Uni-Betrieb, dem Feminismus und der Justiz in Deutschland

http://www.danisch.de/blog/2015/01/13/das-korrupte-bundesverfassungsgericht/

 

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Jetzt mal halblang, Leute! Bemerkungen zu „Charlie“, PEGIDA etc.

 

Auf einmal hießen wir alle „Charlie“, wenn es nach den großen Medien ginge, und verteidigten die Meinungsfreiheit gegen islamischen Terrorismus.

Ach wie nett.

Und was ist mit den tausendfachen engen Beziehungen unserer Politiker und Kapitalgesellschaften zu den Paten solcher Terrorakte, den Geldgebern weltweiter islamistischer Umtriebe, den Potentaten vom Golf, den Chefs von Saudi-Arabien, Katar, Kuweit usw? Hieß es nicht noch vor kurzem ganz offiziös in unseren Qualitätsmedien, zusammen mit diesen Ehrenmännern gelte es in Syrien Baschar-el-Assad wegzuräumen und der „Demokratie“ zum Durchbruch zu verhelfen?

War nicht das französische Establishment gerade erst ganz vorn mit dabei, in Libyen einer ähnlichen „Demokratie“ Oberwasser zu verschaffen? Wenn man es etwas genauer benennen will: einem Dauerkrieg der verschiedenen islamistischen Banden untereinander, während das Öl für extra billig außer Landes geschafft wird? Da fällt mir beispielsweise auch eine gewisse FIFA ein, eine der Spitzenorganisationen der medialen Inszenierungen von Sport, des alten Treibens „Brot und Spiele“, mit dem die Menschen abgelenkt werden davon, was wirklich in der Welt vorgeht und dass sie dazu nichts zu sagen haben. War es nicht die FIFA , die gerade erst mit Katar milliardenschwere Showpläne vereinbart hat, während die Söldner des Emirs von Katar, neben denen anderer Potentaten, in Syrien dabei waren und sind, das Land völlig zu ruinieren und Millionen von Menschen ins Ausland zu jagen?

 

Zu den Karikaturisten: es ist total billig, über den Islam Witze zu machen. In welche politische Richtung sich solche Witzeleien einfügen, was damit bewirkt wird, ist etwas schwieriger zu behandeln.

Der Islam ist die bisher noch dominierende Religion, genauer gesagt, die dominierende Lehre von Gesellschaft, Moral und Politik in vielen Ländern der Welt, deren gesellschaftliche Entwicklung seit Jahrhunderten zurückgeblieben ist. Fast alle diese Länder sind in der Zeit des Kolonialismus von entwickelten kapitalistischen Ländern in kolonialistischer Manier vergewaltigt und ausgebeutet worden, so Ägypten, die Levante mit Palästina und Syrien, ganz Nord- und Nordwestafrika, Indien mit seiner bedeutenden islamischen Minderheit, Indonesien etc. Es ist keineswegs nur die altertümliche und autoritäre Lehre des Islam selbst, der solche Länder an moderner Entwicklung gehindert hat, sondern auch das frühere Kolonialregime namentlich der Engländer und Franzosen  und später das Neokolonialregime mit den USA an der Spitze und Israel als wichtigstem direkten Verbündeten, sowie den Königen, Scheichen und Emiren als weiteren Verbündeten der USA und „des Westens“ überhaupt.

Dieser ehrenwerte Klub der internationalen Milliardäre und Billionäre hat den Irak kaputtgeschossen und gespalten, hat Libyen und Syrien in eine abgrundtiefe Katastrophe gestürzt und steckt hinter dem ganzen Theater terroristischer Gruppen, das uns die Medien permanent ins Haus drängen. Im Falle des Anschlags vom 11.9.2001 in Manhattan ist die Komplizenschaft überdeutlich geworden. Die USA brauchten so etwas, um ihre weltweite Überwachung und militärische Expansion zu rechtfertigen, die erneut gerade auch islamische Länder wie Afghanistan schwer getroffen hat. Daß allerdings dortige „Taliban“ in der Lage oder bereit wären, ihren Anhängern zu erklären, daß sie das Opfer einer Allianz der USA mit den Hütern der heiligen Stätten in Mekka sind, dürfte, wenn überhaupt, nur selten vorkommen.

Die Kränkung, das Gefühl der Benachteiligung durch eine arrogante westliche Gesellschaft sitzt in vielen Muslimen tief, während noch immer innerliche Bindungen an die ererbte islamische Lehre vorhanden sind. Viele bemühen sich, im ererbten Rahmen dieser Sittenlehre anständige Menschen zu  sein. Eroberungs- und Unterwerfungs-Fantasien gegenüber dem Westen dürften nur bei einer Minderheit einer Rolle spielen. Was für einen Sinn ergibt es nun eigentlich, wenn solche Blättchen wie „Charlie Hebdomadaire“ oder vor einigen Jahren die dänische „Jyllands Posten“ sich über den Propheten lustig machen, wohl wissend, daß viele Millionen Muslime, so wie die Mentalitäten nun einmal sind, kaum wirksamer vor den Kopf gestoßen und an westliche Arroganz gemahnt werden können als auf diese Weise? Daß es für die Imame, Hodschas etc. kaum wilkommenere Anlässe geben dürfte, ihre Schäfchen erneut unter der Fahne des Propheten zu sammeln als solche provokatorischen Inszenierungen? Wenn man Agenten eines vom westlichen Imperialismus betriebenen „clash of civilizations“ suchen wollte, einer Lehre, nach der die unterdrückerische Arroganz des Westens gegenüber den muslimischen Völkern irgendwie fortgeführt werden sollte, könnte man mit Recht auch solche kulturlosen Witzemacher nennen. Gegenüber dem eigenen herrschenden System der internationalen Finanzaristokratie sind solche Witzblättchen essentiell ziemlich sprach- und witzlos.

Manchmal kommt einem das Treiben ähnlich vor wie das mobbing in einer Schulklasse gegenüber Mitschülern, die vielleicht etwas langsamer sind oder sich durch Eigenheiten der Kleidung unterscheiden. Das mobbing hilft weder ihnen noch den Mobbern selbst, es lenkt nur vom Wesentlichen ab. Ähnlich solche Empörungs-Veranstaltungen wie jetzt nach dem Anschlag in Paris. Es käme eigentlich darauf an, gemeinsam mit der Mehrheit der muslimisch geprägten Bevölkerungsteile gegen die herrschenden Ausbeuter und Manipulateure vorzugehen und gemeinsam eine modernere Mentalität zu entwickeln. Ein solcher Anschlag einschließlich seiner medialen Nutzung aber dient eher dazu, verschiedene Bevölkerungsteile, muslimische und nicht-muslimische, einander zu entfremden. Der Feind der Meinungsfreiheit sitzt nicht nur als Islamist in einer Moschee, sondern viel höher, in westlichen Innenministerien, NSAs, Googles, Lügenredaktionen etc. Wo es ganz andere, enorme gesellschaftliche Probleme gemeinsam anzugehen gälte, soll man sich über religiöse Traditionen entzweien.

So wie der islamische Klerus mehrheitlich gestrickt ist, wird er nicht versäumen, die Affäre seinerseits zur verstärkten Abspaltung der Muslime in den modernen westlichen Gesellschaften zu nutzen. Wenn man nach Hinterleuten des Anschlags sucht, dürfte man es mE durchaus in den internationalen islamistisch-klerikalen Netzwerken a la Saudi-Arabien versuchen, aber auch unsere eigenen geheimdienstlichen Subkulturen sollte man von den Ermittlungen nicht ausnehmen – das sei fast schon routinemäßig hier angemerkt.

Interessant an einer aktuellen Erscheinung wie PEGIDA ist u.a., wie sich das generelle Mißtrauen gegenüber dem finanzkapitalistisch-bürokratischen Establishment, das uns beherrscht, hier erstmals ansatzweise organisiert auf der Straße zu Wort meldet. Das Mißtrauen ist berechtigt, nicht nur gegenüber der offiziellen Bevölkerungs- und Einwanderungspolitik, sondern auch bspw. der Finanzpolitik, der Klima- und Energiewende-Politik der herrschenden Kreise. Offensichtlich werden hier viele negative Beobachtungen in der Bevölkerung angesprochen und kumuliert. Im Establishment zeigt sich zum ersten Mal seit langem deutlich so etwas wie Alarmstimmung, weil die alten Sprüche nicht mehr ziehen. Man versucht, diese neue Regung durch Diffamierung im Keim zu ersticken, führt Elemente von Rückständigkeit, gar Rassismus an, die sich naturgemäß in einem solchen Umfeld zu Wort melden, aber bisher nach meinem Eindruck nicht die Essenz von so etwas wie PEGIDA bilden. Man hofft insgeheim, dass gerade solche reaktionären Elemente dort stärker werden, den berechtigten Protest verfälschen und dem Establishment politische Handhaben bereitstellen werden, um mit dem Unwillen der Bürger fertig zu werden, ohne groß darauf eingehen zu müssen. Insbesondere hofft man, so etwas wie Islamophobie zu züchten, d.h. eine Einstellung, die sich nicht in Richtung von mehr Verständnis für religiöse und moralische Traditionen aus zurückgebliebenen Teilen der Welt entwickelt, sondern in Richtung eines „clash of civilizations“, genereller Verständnislosigkeit und Überlegenheitsdünkels auf der einen Seite, der Neigung zu reaktionärer Gewalttätigkeit gegenüber der deutschen oder französischen Mehrheitsgesellschaft auf der anderen Seite.

In solche politischen Absichten paßt ein Ereignis wie das in Paris eigentlich nicht schlecht hinein.

In Syrien, Libyen, dem Irak wurden in den letzten Jahren unter entscheidender Verantwortung der USA, Frankreichs, Großbritanniens und, wenn auch weniger radikal, auch der Bundesrepublik Deutschland gesellschaftliche Katastrophen verursacht, die u.a. auch zu millionenfacher Flucht führen mussten. Naturgemäß müssen die Flüchtlingsmassen nach Europa drängen. Jetzt kommen die ersten Millionen hier an, viele weitere werden zu folgen versuchen. Es ist im Kern berechtigt, wenn gefragt wird, in welchem Umfang und in welchen Formen es die Aufgabe  der europäischen Bevölkerung sein solle, dieses Elend mitzutragen und abzufangen. An erster Stelle müsste gefragt werden nach der Rolle unseres herrschenden westlichen Establishments bei der Verursachung und weiteren Verschärfung dieses Elends und seiner Fluchtbewegungen, sowie bei unseren schon seit langem angelegten inneren demografischen Problemen, mit denen mittlerweile hier anscheinend jede Art vermehrter Einwandung gerechtfertigt werden soll.

Rechenschaft von der Regierung zu fordern für ihre Bevölkerungs-, Einwanderungs- und Außenpolitik, Mitsprache bei der zukünftigen Politik zu fordern ist elementares demokratisches Recht. Ich kann mich nicht erinnern, das Establishment jemals in mehreren vergangenen Jahrzehnten so angestochen erlebt zu haben wie jetzt, wo sich andeutet, daß Demokratie einmal anfangen könnte, sich auf bestimmten wichtigen Gebieten geltend zu machen. Demokratie ist etwas andere als Parteienkungelei.

Man hofft im Establishment auf die Herausbildung und Verfestigung genau derjenigen Haltungen, die man den Massen ja so gern vorwirft, um sie mundtot zu machen, zu gängeln, zu bevormunden und letztlich zu unterdrücken. So wie es schon seit langem unter Funktionären von SPD und Grünen heißt, der Rassismus entspringe in der Mitte der deutschen Gesellschaft – was in der Konsequenz nur heißen kann, eine solche Gesellschaftsmitte müsse radikal unterdrückt werden.

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Berichte aus der Nachhaltigkeits-Gesellschaft, Nr.14: zur systematischen Herunterwirtschaftung des universitären Niveaus

In einem Artikel von Jürgen Kaube wird die weitere Herunterwirtschaftung der Hochschulbildung auf breiter Front in Deutschland zusammenfassend kritisiert. Auch einige der Leserzuschriften bringen dazu Ergänzungen und Fragen.

Da die Gesellschaft sich bekanntlich in Richtung Wissensgesellschaft weiterentwickelt, und insbesondere die deutsche keine Chance auf halbwegs akzeptable zukünftige gesellschaftliche Zustände hat, wenn sie das nicht mit allen verfügbaren Mitteln aktiv betreibt, muß die Frage nach den politischen Motiven der hier geschilderten, völlig konträren Entwicklung im Bildungswesen gestellt werden. Kaube kann nicht umhin zu fragen, ob  es „Heuchler im System“ gebe.

Dann muß aber auch gefragt werden, was die tatsächliche Politik und die politischen Absichten dieser „Heuchler“ sind.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/universitaeten-keine-rede-von-den-studenten-13215306.html

Einen direkten Beleg für diese Herunterwirtschaftung liefert Volker Ladenthin in der FAZ v. 20.11.14. Er zitiert aus dem neuen Hochschulgesetz des Landes NRW den Passus, der es den Hochschulen untersagt, die Studenten zur Teilnahme an Lehrveranstaltungen als Voraussetzung für Prüfungen zu verpflichten. Es heißt im Gesetz lt. Ladenthin, daß

„eine verpflichtende Teilnahme der Studierenden an Lehrveranstaltungen als Teilnahmevoraussetzung für Prüfungsleistungen nicht geregelt werden (darf), es sei denn, bei der Lehrveranstaltung handelt es sich um eine Exkursion, einen Sprachkurs, ein Praktikum, eine praktische Übung oder eine vergleichbare Lehrveranstaltung“.

Man muß als Student in NRW also künftig nicht mehr an Seminaren und ähnlichen Veranstaltungen teilnehmen, in denen nach bisherigem Studiums-Verständnis geübt wird, die Darlegung von Erkenntnissen, Meinungen und Fragen auf wissenschaftlichem Niveau, in der Auseinandersetzung mit Dozenten und Mitstudenten, zu üben. Es genügt, sich irgendwelchen Prüfungsstoff einzupauken und irgendwann vor einer Kommission schlecht oder recht wieder auszuspucken. Ladenthin schreibt:

„Universität – das war einmal der Ort der geistigen Auseinandersetzung, der disputatio oder wenigstens der Diskussion. Heute erwirbt man, stumm vor sich hinbrütend, Kreditpunkte, denn das Lernen gilt als Belastung: als workload.“

Bei der Hochschulpolitik, wie sie sich im Wirken der sozialdemokratisch-grünen Landesregierung unter Hannelore Kraft materialisiert, handelt es sich um die gezielte Heranbildung intellektueller Unzulänglichkeit, genauer: Wissenschafts-Unfähigkeit,  insbesondere der künftigen „Pädagogen“, Geistes- und Kultur“wissenschaftler“. Dafür sollen die Hochschulen mehr und mehr das Instrument werden.

 

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