Syrien – USA und Verbündete, darunter Deutschland, in Vorbereitungen zur Rettung von Al-Kaida, IS etc.

Es wird berichtet, dass auf Anfrage der USA die deutsche Regierung, namentlich das Verteidigungsministerium unter von der Leyen, eine militärische Beteiligung an neuen Kriegshandlungen in Syrien erwäge. Angeblich geht es darum, die Menschen in der Region Idlib vor möglichen Giftgasangriffen der Regierung Assad und ihres Hauptverbündeten Russland zu schützen; es wird auch geredet, dass die Ankündigung von  „Vergeltung“ für eventuelle solche Angriffe zweckmäßig sei, um Syrien und Russland von Giftgasangriffen abzuhalten.

In Wirklichkeit geht es den USA, Großbritannien, Frankreich und den anderen Erwägern darum, nach ihrem Scheitern in Syrien eine Enklave zu behalten, über die die syrische Regierung die Kontrolle nicht wieder erlangt. Wenigstens ein kleiner Teil der Macht, die man mit der Entfachung des Kriegs in Syrien ursprünglich über das ganze Land und darüber hinaus ausstrahlend in der Region zu erlangen gehofft hatte, soll gerettet werden, um sich dort ein Mitspracherecht zu sichern und eine Basis im Lande zu sichern, von der aus bei späterer Gelegenheit vielleicht neue Aggressionen gestartet werden können.

Der Zynismus dieser Planungen, dieser Propaganda ist nicht zu überbieten.

Seit 9/11 erzählt man uns unaufhörlich und auf allen Kanälen, dass die Welt bedroht sei von Al-Kaida etc., dem islamistischen Terrorismus. Hunderttausende, Millionen unschuldiger Menschen in Afghanistan, in Pakistan etc. haben ihr Leben, ihr Land, ihre Existenz verloren in diesem Krieg, der in Wirklichkeit der Geostrategie der USA und Verbündeter entstammt – und jetzt sollen in Syrien genau solche Kerntruppen des islamistischen Terrorismus direkt militärisch verteidigt werden gegen die rechtmäßige Regierung des Landes und Mächte wie Russland, die  mit der Geostrategie der USA etc. nicht einverstanden sein können!  Islamistische Schlächterbanden, die in Syrien und anderswo längst zehntausendmal mehr unschuldige Menschen umgebracht haben als durch die angeblichen bisherigen Giftgasangriffe in Syrien je betroffen waren (vielleicht haben diese sog. Rebellen sogar selbst Giftgas eingesetzt, um das Assad-Regime zu diskreditieren….), stehen nun unter dem direkten militärischen Schutz des „freien Westens“.

Und da ist man dann richtig empört und beleidigt, wenn manche Leute sagen, wir leben unter einem Lügensystem der Machthaber und ihrer Medien ….

 

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Chemnitz

Ich möchte den mainstream-Medien und den Regierenden in Sachsen und im Bund dringend eine grundsätzlich selbstkritische Haltung  empfehlen, wenn es jetzt um  die Beurteilung von Demonstrationen anläßlich der Erstechung eines anscheinend deutschstämmigen Bürgers durch – mutmaßlich – einen Mann aus dem Irak und einen aus Syrien geht.

Eine selbstkritische Haltung ist vor allem angebracht wegen der ganzen Art und Weise, wie die herrschenden Kreise der Bundesrepublik Deutschland vom Jahre 1989 an sich die frühere DDR angeeignet haben, wie sie den größten Teil von deren Bevölkerung in die Arbeitslosigkeit geschickt und im Grunde erst einmal abgehängt haben, wie sie fast die Gesamtheit der dortigen Betriebe kurzerhand für Schrott erklärt und die Restwerte an Kapitalisten, Glücksritter und üble Elemente aus beiden Teilen Deutschlands und anderen Teilen der Welt verscherbelt haben.

Ein erheblicher Teil der Bevölkerung der östlichen Bundesländer lebt bis heute mehr oder weniger abgehängt, und viele Junge haben dort schlechtere Chancen als im Westen. Sie wandern ab, wenn sie können, und viele Orte vergreisen und versumpfen. Nur massenweise schön restaurierte Fassaden gibt’s anzusehen, weil dafür jede Menge Geld geflossen ist und wahrscheinlich noch immer fließt.

Die herrschenden Parteien und Medien haben nie zugelassen, dass dieser gesamte Vorgang öffentlich kritisch beleuchtet würde und die Betroffenen zu Wort kämen. (Erst als sich zeigte, dass die Unzufriedenheit sich in massiven Stimmenverlusten bei Wahlen für die etablierten Parteien und bspw. einer Stärkung der AfD unangenehm bemerkbar machen würde, durfte eine sächsische Ministerin im vergangenen Jahr die eine oder andere Veranstaltung durchführen, wo die Dinge ein wenig zur Sprache kamen. Als der Wahlkampf vorbei war, folgte nichts weiter).

Unter diesen schon fast diktatorischen Verhältnissen braucht es kaum zu wundern, dass manche Leute meinen, sie könnten die Herrschenden richtig ärgern, wenn sie auf Nazi machen. Das ist zu verurteilen, weil es einfach unter aller Sau ist, weil es den Betreffenden nichts bringt, und weil es sogar ein altbewährtes politisches Mittelchen der Herrschenden selbst ist, solche Regungen zu begünstigen (der Verfassungsschutz stellt bei Bedarf die nötigen „Nazi“-Führungsfiguren selbst bereit, damit der Protest auch ganz sicher eine unakzeptable Färbung annimmt).

Aber man muss auch berücksichtigen, wie es dazu gekommen ist. Abgehängte neigen nun mal dazu, politisch noch weniger durchzublicken als andere Teile der Bevölkerung. Spießermuff, rechte, rassistische und  nazihafte Äußerungen, provokantes Verhalten gibt es eben gesetzmäßig unter solchen Umständen. Man schaue doch mal nach den USA.

Die massenhafte Hereinholung von Flüchtlingen aus Syrien, die die Bundeskanzlerin 2015 durch einen unerwarteten und ungewöhnlichen politischen Akt  eingeleitet und ermöglicht hat, hat Deutschlands herrschenden Kreisen weitaus mehr Nutzen als Schaden gebracht.

Sieht man sie als ein geopolitisches Manöver, so wurde dadurch ein – eher pazifizierender – Einfluss Deutschlands und damit der EU insgesamt im Vorderen Orient verstärkt. Bis dato war diese gesamte Region von den USA, und zeitweise durchaus auch von wichtigen EU-Ländern selbst wie Großbritannien und Frankreich mit, seit Jahrzehnten mit unerhörten Aggressionen verwüstet und ins Chaos gestürzt worden. Begonnen hatte es mit den Kriegen gegen den Irak 1991 und 2003, mit dem unverschämten Vorgehen in Libyen und kulminierend mit der Zerstörung Syriens durch islamistische Terrorbanden, die indirekt – über Saudi-Arabien und andere Golfstaaten –  von den USA und Israel politisch gesteuert wurden und noch werden.

Sieht man die Hereinholung als Maßnahme für die Bereicherung des deutschen Arbeitsmarktes, dem aufgrund eigenen jahrzehntelangen Verschuldens der hiesigen herrschenden Kreise die Jugend und die Motivierten ausgehen, dann kann Merkels Flüchtlingspolitik durchaus auch als Erfolg gesehen werden; zumindest gibt es bereits eine Reihe von entsprechenden Anzeichen. Gerade aus Syrien, einem relativ entwickelten und zivilisierten Land, kommen viele Flüchtlinge, die sich hier echt Mühe geben, arbeiten, sich bilden und in Zukunft sowohl Deutschland wie auch nach eventueller Rückkehr Syrien bereichern werden.

Auf der anderen Seite kann man nicht über massive gesellschaftliche  Probleme hinwegsehen.

Viele Flüchtlinge kommen aus Gesellschaften und Kulturen mit islamischer Prägung, oder aus Afrika mit noch rückständigeren religiösen und sittlichen Prägungen, auch aus Gesellschaften wie dem Irak und Afghanistan, deren Verrohung gerade auch ein Produkt der Verbrechen des „freien Westens“ gegen diese Gesellschaften während der letzten Jahrzehnte ist,  und manche Migranten tendieren dazu, solche Formen hier irgendwie weiterzuleben. Das stellt eine Last, ja eine Provokation  für die hiesige Gesellschaft dar. Es wird zwar zu keiner „Islamisierung des Abendlandes“ kommen, auch wenn es Islamisten gibt, die dergleichen wollen und teilweise auch durch Infiltration der Migrationsbewegungen gern befördern möchten. Aber es gibt zweifellos mehr Islamisten, mehr Kriminelle, mehr arrogante und kulturlose Ausländer in den letzten Jahren hier aufgrund der gesteigerten Einwanderung. Übrigens hatte der deutsche Staat längst zuvor, seit Jahrzehnten, islamistische Hetze im eigenen Land zumeist gern übersehen, wenn nicht sogar gefördert.

Wenn Bürger sich einerseits vom eigenen Staat abgehängt und entmündigt fühlen, wozu gerade in den östlichen Bundesländern mehr als einer Grund hätte, wenn andererseits die öffentliche Situation komplizierter wird durch Einwanderer, die zwar mehrheitlich, aber doch nicht immer sich gut verhalten; wenn der Eindruck entstehen kann, dass der „eigene“ Staat sich, wie auch immer, überhaupt mehr um Migranten als um die deutschstämmigen mehr oder weniger Abgehängten kümmert, dass Polizei und Justiz dem Schutz der Bevölkerung nicht ausreichend nachkommen, dann kommt es eben zu solchen Szenen wie in Chemnitz.

Das braucht niemanden zu wundern. Spart Euch das „Nazi“-Gejammer, lasst die Ablenkungsmanöver, fangt an eine Diskussion zuzulassen, was alles im Namen des Profits an Gemeinheiten gegenüber der eigenen Bevölkerung begangen wurde und weiter begangen wird, und kommt berechtigten Forderungen politisch nach.

 


 

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Ich verspreche jede sachlich irgendwie relevante Zuschrift dann im Anhang zu dem betr. Beitrag zu veröffentlichen, auch wenn sie mit meinen Ansichten garnicht übereinstimmen kann.

 

 

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Globale Agrarfragen und die Bedeutung der Genossenschaft. Das frühere chinesische Beispiel

Auf dem Globus leben,  bei einer Gesamtbevölkerung von derzeit ca. 7,5 Milliarden Menschen, heute noch mehrere Milliarden unter agrarischen Verhältnissen. Sehr viele von ihnen können davon kaum leben. Viele sind nicht oder nur wenig eingebunden in lokale, regionale oder internationale Märkte, d.h. die sog. Subsistenzwirtschaft spielt noch eine große Rolle.

Die traditionellen Formen der Subsistenzwirtschaft oder der halben Subsistenzwirtschaft, die in der Vergangenheit vielen Menschen, bspw. in Afrika, noch die Existenz ermöglicht haben, wenn auch auf unterstem Niveau, genügen jedoch nicht mehr dem Bevölkerungswachstum; sie verlieren zudem ihre Räume an den zugreifenden internationalen Agrarkapitalismus, sie werden von klimatischen Veränderungen eingeschränkt; sie genügen vor allem auch den veränderten Ansprüchen der bisher so Lebenden nicht mehr.

Erhebliche Teile der Weltbevölkerung befinden sich aus solchen Gründen in der Flucht aus solchen Verhältnissen, indem sie in die städtischen Zentren ziehen, ohne dort jedoch Arbeit zu finden, die sie und ihre Familien so ernährt, dass sie Anschluss an zivilisatorische Standards finden, bspw. anständige Wohnungen sich leisten können, Anschluss an Bildung und Kultur bekommen, medizinisch versorgt werden und soziale Sicherungssysteme beanspruchen könnten.

Sie leben in Slums, wie beispielsweise in Indien oder Lateinamerika; im Falle Chinas leben sie als Wanderarbeiter in städtischen Ballungsgebieten, was wohl eine Existenzform etwas oberhalb des Slums bedeutet, jedoch mit dieser leider auch viele Gemeinsamkeiten hat.

Für die mehr oder weniger in allen Ländern herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssysteme, die in unterschiedlichem Maße in die globalisierte kapitalistische  Ökonomie eingebunden sind, ohne derzeit eine Chance zu haben, sich daraus auszukoppeln, sind große Teile dieser Menschenmassen „überflüssig“. Nur Teile davon kommen als kapitalistische  „Reservearmeen“ in Frage, d.h. sie können sich wenigstens zeitweise und in schmalem Umfang in den kapitalistischen Zusammenhängen Löhne verdienen. Die Mehrheit dieser Milliarden Menschen dürfte für den  weltweiten  Kapitalismus incl. seiner Subkapitalismen nicht einmal darauf Chancen haben, sie dürften schlicht „überflüssig“ und unter den kapitalistischen ökonomischen Kriterien einfach eine Last sein.

Wie man diese „Last“ physisch reduzieren könnte, m.a.W. wie man die Weltbevölkerung um diese paar Milliarden vermindern könnte, ist mit Sicherheit Gegenstand zahlreicher Überlegungen in kapitalistischen politischen Kreisen; einige davon dürften so wenig human sein, dass sie der Öffentlichkeit nicht oder nur verklausuliert vermittelt werden. Die Vergangenheit hat allerdings immer wieder auch theoretische und praktische Beispiele für inhumane Ansätze gezeigt.

Bspw. hat Malthus vor 200 Jahren vertreten, die Nahrungsmittelproduktion könne mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten, daher seien Kriege und Seuchen zu begrüßen, um ‚das Gleichgewicht wiederherzustellen‘. (Malthus wurde durch die tatsächliche Entwicklung widerlegt. Sie enthielt wohl gegensätzliche Faktoren wie einerseits die rasche Verbesserung und Verwissenschaftlichung der agrarischen Produktion, den kolonialen Raubbau andererseits). In den 70er Jahren flog ein geheimes Programm der USA auf, in Lateinamerika Frauen ohne deren Wissen zu sterilisieren. Die indische Diktatorin Indira Ghandi scheiterte mit einem Regierungsprogramm zur Zwangssterilisierung. Die chinesische Führung unter dem Wiedereinführer des Kapitalismus Deng Xiao-ping verordnete die „Ein-Kind-Politik“, die der Bevölkerung großes Leid und  der Demografie krasse Verzerrungen (Vergreisung, Männerüberschuss) eingetragen hat – um nur die bekanntesten Beispiele anzuführen. Will man Anschauungsmaterial zu weitergehenden kapitalistischen  Überlegungen, dann kann man bspw. die Welt der sog. Fantasy-Filme (vornehmlich derer aus Hollywood) heranziehen. Die Szenarien einer Erde, die nach apokalyptischen Kriegen oder Naturkatastrophen entvölkert ist und auf der Reste von Menschheit in brutalster Weise ums individuelle oder rassische Überleben kämpfen (so wie bestimmte radikalkapitalistische Ideologen den „Normalzustand“ der Gesellschaft imaginieren) finden sich dort seit Jahrzehnten zuhauf.

 

Es gibt zumindest ein historisches Beispiel, wie ein großes Land mit fast ausschließlicher agrarischer Wirtschaftsform und kaum entwickeltem industriellem kapitalistischen Sektor, mit einer sehr großen und rasch weiter wachsenden Bevölkerung, die nach kapitalistischen Kriterien großenteils aus ‚unproduktiven Essern‘  bestand, es geschafft hat, dieser Bevölkerung Arbeit zu verschaffen, sie zu ernähren, sozial zunehmend zu sichern und ohne Inanspruchnahme der globalen Kapitalmärkte eine eigene Industrie und einen inneren Markt hochzuziehen.

Dieses Beispiel hat China in der Zeit nach 1949  geliefert, nach Gründung der VR China,  nach der revolutionären Beendigung der imperialistischen Beherrschungsversuche und der Spaltungen des Landes.

Das wichtigste Mittel war die Bildung agrarischer Genossenschaften und Kommunen, die sich zunehmend auch zu Akteuren der Industrialisierung, der Bildung und der Sozialsysteme entwickelten. Politisch wurde diese Entwicklung von Millionen von Aktivisten, namentlich solchen der früheren KPCh, vorangetrieben und von den Vorstellungen des langjährigen Hauptexponenten der Partei, Mao Zedong, inspiriert.

Es ist eine der interessantesten und für die heutige Weiterentwicklung nicht nur Chinas, sondern auch großer anderer Teile der Welt mE ausschlaggebenden Fragen, wie und warum diese Entwicklung in China nach dem Ende der Ära Mao Zedongs, d.h. etwa seit 1980, abgebrochen und stufenweise, aber relativ rasch in kapitalistische Formen unter der Führung durch eine zunehmend staatsbürokratisch sich offenbarende KPCh,  in einen „Wild-West Turbokapitalismus“ überführt werden konnte (solche und ähnliche Prädikate stammen von Journalisten und Buchautoren, die man unter keinen Umständen sozialistischer Neigungen verdächtigen kann).

Damit hängt zusammen die noch politischere und aktuellere Frage, was an die Stelle treten wird, wenn dieses neueste Modell der Umwandlung einer Agrargesellschaft in eine vom globalisierten Kapitalismus beherrschte Gesellschaft (mit „Bevölkerungsüberschuss“  im kapitalistischen Sinne) in China selbst vor existentielle Herausforderungen kommt. Anderswo in der Welt hat es sich bereits als apokalyptisch, als teilweise schon gescheitert erwiesen.

Ich denke, dass erneut genossenschaftliches Denken an Bedeutung gewinnen wird, und wahrscheinlich sogar an zentraler Bedeutung.

Die chinesischen Genossenschaften zeigten sich zunächst einmal fähig, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in die Hand zu bekommen und zu sichern. Sie bündelten die Kräfte ihrer Mitglieder zu gegenseitiger Hilfe, zu gemeinsamer Verbesserung der ländlichen Infrastrukturen, zur Steigerung der Produktion und ihrer Technisierung und Verwissenschaftlichung. Landflucht wurde so in hohem Maße verhindert und sogar in gewisser Weise überflüssig.

Selbstverständlich konnten andererseits die gravierenden Unterschiede zwischen Stadt und Land hinsichtlich individueller Entfaltungsmöglichkeiten, Kultur und Wissen nicht in zwei Jahrzehnten grundsätzlich überwunden werden.

Slums brauchten im China der Jahre zwischen 1949 und 1980 nicht zu entstehen und entstanden nicht; die Versorgung der städtischen Bevölkerungen mit Lebensmitteln war gesichert. Der ländliche Teil Chinas, d.h. der weit überwiegende Teil, entwickelte sich und bot einer wachsenden Bevölkerung elementare Lebensgrundlagen und Arbeit, wenn auch unter einer ganzen Reihe von Einschränkungen.

 

Diese Erfahrungen sind m.E. für heutige Gesellschaften wie in großen Teilen Afrikas, in Lateinamerika, aber auch im Vorderen Orient, in Indien und anderswo sehr der Kenntnisnahme, des Studiums und der eigenen praktischen Anknüpfung wert.

 

Es handelt sich um Gesellschaften, die ähnlich dem China der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts  noch weitgehend in agrarischen, teilweise subsistenzartigen Formen gefangen sind, denen es an Kapital mangelt, die eine eigene Industrie und Infrastruktur nicht hinkriegen, die von korrupten Cliquen geführt werden und die ihre besten Ressourcen an Menschen, Böden und Rohstoffen billigst an das internationale Kapital verschleudern müssen. Gesellschaften, die – das muss zur Schande auch der dortigen inneren Verhältnisse in Politik und Kultur auch einmal gesagt werden – fast nur da punktuelle Stärkungen und Modernisierungen erfahren, wo dieses vom Grundsatz her räuberische internationale Kapital direkt investiert.

Welche Revolutionen durch diese großen Teile der Erde erst noch hindurchgehen müssen, welche internationalen Umwälzungen und Kriege die dortigen Verhältnisse erst noch zum Kippen bringen müssen (wie das in China seit Beginn des 20. Jahrhunderts  in exemplarischer und oft extrem brutaler Weise stattgefunden hat), das wird die Zukunft zeigen. M.E. wird das genossenschaftliche Denken jedenfalls seine konstruktiven zivilisierenden Potentiale entfalten können.

 

Die chinesischen Erfahrungen mit dem Genossenschaftswesen sind von schweren Störungen und sogar teilweise Zerstörungen des gesamten gesellschaftlichen und ökonomischen Gefüges keineswegs frei. In den drei Jahrzehnten seit 1949 gab es solche reichlich, infolge internationaler und interner politischer Zuspitzungen (Blockade durch den „freien Westen“ seit 1949; Abbruch der Unterstützung durch die Sowjetunion um 1960; Fehlentwicklungen im Zeichen des „Großen Sprungs“ ab 1958, Durcheinander in der Kulturrevolution ab 1966) – trotzdem konnte das ländliche Genossenschaftswesen überleben und sich sogar immer wieder konsolidieren.

Die Gründe, warum es unter der Führung durch Deng Xiao-ping ab 1978 zunehmend aufgelöst werden konnte und die neuen, zunehmend turbokapitalistischen Formen von der überwiegenden Mehrheit der chinesischen Bevölkerung als Alternative, von erheblichen Teilen wohl sogar als bessere Alternative gesehen wurden und –  noch – gesehen  werden, sind sicher vielfältig und bedürfen wohl erst noch einer Analyse und Aufarbeitung, die vorwiegend in China selbst zu leisten wäre.

Für Beobachter aus dem weit entfernten Europa zeichnen sich vielleicht bestimmte Ansätze dazu immerhin ab.

Einer der Gründe dürfte darin zu suchen sein, dass dem Genossenschaftswesen in China nur partiell, und wohl regional unterschiedlich, überzeugende Erfolge gelungen sind. Nach einer Einschätzung des US-amerikanischen China-Experten und Agrarexperten W. Hinton war etwa ein Drittel der ländlichen Genossenschaften Chinas erfolgreich, ein Drittel war soso-lala, und ein Drittel waren Fehlschläge. Manches deutet darauf hin, dass sie in Regionen relativ erfolgreich waren, in denen in den Jahrzehnten zuvor es bereits agrarrevolutionäre Aufstände der Landbevölkerung und Guerilla-Kriegsaktivitäten gegen die japanische Besatzung gegeben hatte, m.a.W. revolutionäre Erfahrungen der Bevölkerung.

Tiefergehende Gründe müssen wohl in bestimmten langfristigen Merkmalen der chinesischen Kultur und Gesellschaft gesucht werden. Manche Autoren betonen, dass es zwar bestimmte typisch chinesische Arten von  Vergesellschaftung gebe – die eine verkörpert  im System der Sippenclans und des entsprechenden Ahnenkults (ideologisch ausgeformt im Konfuzianismus), die andere im Zwang durch das seit mehr als 2 Jahrtausenden etablierte System kaiserlicher Zentralbürokratie-, dass aber am Grunde der Gesellschaft sich ein bis zum Asozialen gehender Individualismus und Gewinn-Egoismus etabliert habe, der heute für einen entsprechenden Kapitalismus neuester dominanter Ausformung einen günstigen Nährboden bilde.

Ich muss an dieser Stelle vermerken, dass  die extreme Asozialität heute vor allem vom US-Imperialismus, der bisherigen Zentralinstanz des globalisierten Kapitalismus, vorgelebt wurde und wird.

Insofern habe Deng Xiao-ping an tiefsitzende gesellschaftliche Grundcharaktere in der chinesischen Gesellschaft anknüpfen können, als er das Genossenschaftswesen auflöste und an elementare egoistische  Bereicherungstriebe appellierte.

Ich nehme an, dass im heutigen China bedeutende Ansätze existieren, die eigene Geschichte, die eigene kulturelle Prägung, die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung kritisch zu reflektieren, und selbstverständlich die westlichen Gegenbilder gleichfalls. Aufgrund der historischen Erfahrungen vor allem des 20. Jahrhunderts  und der neuen Zuspitzungen der letzten Jahre muss sich in China ein Boden für weiterführende Kritik und Bildung neuer Ideen bilden. Der aktuelle Turbokapitalismus, vielleicht der Kapitalismus überhaupt, werden von verschiedenen Grundpositionen her kritisch hinterfragt. Es gibt Liberale, Sozialdemokraten, „Marxisten“, „Maoisten“ usf.,  und wahrscheinlich neue Ideen und Synthesen, auf deren Bekundungen in der Zukunft man sehr gespannt sein darf. Der neue chinesische kapitalistische Imperialismus des Xi Jinping und anderer dürfte keineswegs das letzte Wort sein.

 

Ein bedeutendes internationales Feld der Erprobung genossenschaftlicher, zunächst vorwiegend agrarischer Modelle dürfte in den kommenden Jahrzehnten in Afrika entstehen. Der Kontinent hat eine riesige Bevölkerung, die weder von der bisherigen – weitgreifend noch dominierenden – Subsistenzwirtschaft noch von dem zupackenden Agrarkapitalismus westlicher oder chinesischer Abkunft, noch von einer durchgreifenden Industrialisierung (die so dort überhaupt nicht möglich ist) noch von der Massenemigration leben kann. Andererseits ist er an günstigen Naturbedingungen für die Landwirtschaft sowie auch an Bodenschätzen etc. immens reich. Die Kombination von sozialem Zusammenhalt und produktiver Kooperation einerseits mit kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Grundelementen andererseits, wie sie in der Genossenschaft exemplarisch sich verwirklichen lässt, könnte für Afrika Chancen eröffnen. Dazu bedarf es allerdings auch politischer Umwälzungen.

Ähnliches lässt sich wohl auch von anderen Gebieten wie großen Teilen Lateinamerikas, Indiens etc. sagen.

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Meine Ansichten über die chinesische kapitalistische Entwicklung, über die Rolle Mao Zedongs und der Kulturrevolution habe ich v.a. hier und hier und hier dargelegt.


 

 

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Ein Beitrag aus China zum handelspolitischen Konflikt mit USA

Ein Artikel aus der in Hongkong erscheinenden „South China Morning Post“ richtet eine ernste Warnung an die Führung unter Xi Jin-ping. Sie habe die Absichten der USA unter Trump und den dann doch relativ engen Zusammenhalt der EU mit den USA unterschätzt und riskiere, China in einer stagnativen Position, einer „middle-income-trap“ zu fixieren, aus der sie eigentlich unbedingt herauswachsen wollte.

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