Frankreichs Vorgehen in Mali wird vom „Wall Street Journal“ hämisch kommentiert

Frankreichs Vorgehen in Mali trifft weiterhin auf wenig Lob in US-Medien oder ruft sogar heftige Schmähungen hervor.

Das „Wall Street Journal“ gibt kurzerhand die Meinung zum besten, Frankreich könne garnicht kämpfen („Why France Can’t Fight“:

http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324624404578257672194671036.html?mod=WSJEUROPE_hpp_sections_opinion#articleTabs%3Darticle )

 

und stellt eine Reihe von Schwächen in der Ausrüstung der französischen Streitkräfte fest, so den Mangel an Tankflugzeugen und Truppentransport-Flugzeugen. Seit vielen Jahren sei der französische Militärhaushalt unterfinanziert, und angesichts hoher Personalkosten bleibe zu wenig Geld für Waffen und Logistik. Positiv kontrastiere hierzu der US-Militärhaushalt, u.a. die internationalen Transport-Kapazitäten.

Aus den Zahlen des WStJ selbst kann man entnehmen, daß die USA mit 600 Mrd. $ Militärhaushalt pro Jahr über deutlich mehr als das Zehnfache des französischen verfügen. Damit ist es natürlich leichter, auch für und in Afrika militärische Stützpunkte, Waffenarsenale und Soldaten in Bereitschaft zu halten. Zahlen für den Aufwand, den die USA in den letzten Jahren für den Aufbau ihrer Afrika-bezogenen militärischen Kapazitäten betrieben haben, liegen mir nicht vor, aber aus verschiedenen Medienberichten der letzten Zeit läßt sich schließen, daß die USA für ihre Militärpräsenz in Afrika sogar einen Schwerpunkt gesetzt haben (bemerkenswert, daß dabei u.a. auch erhebliche Mittel in die Ausbildung und Ausrüstung solcher Kräfte in Mali geflossen sind, mit denen Frankreich es jetzt zu tun hat, s. den Artikel der „New York Times“, den ich am 14.1.13 verlinkt und kurz kommentiert habe.)

Es kann leicht sein, daß allein der „Africom“-Etat der USA umfangreicher ist als Frankreich für seine gesamtes Militär jährlich zur Verfügung hat.

Es ist schon ein spitzes Ding, wenn jetzt die USA angesichts von Frankreichs Mangel an Tank- und Transportflugzeugen sich mit Hilfeleistungen extrem knauserig zeigen und pssend dazu ein Blättchen wie das „Wall Street Journal“ hämische Bemerkungen über Frankreichs angeblich allzu knappe militärische Kapazitäten vom Stapel läßt. Wie man hört, haben die USA sich ganz der „Bekämpfung des islamistischen Terrorismus“, unter anderem und gerade auch in Afrika, verschrieben, und zu diesem Zweck ihre Militärpräsenz auch dort ausgebaut. Wie ist es aber zu erklären, daß diese Präsenz still und unauffällig wie ein Mäuschen im Loch bleibt, wenn nun einmal von anderer Seite islamistischen Banden eins übergebraten wird?

Es ist in Wirklichkeit eher so: je mehr islamistischer Terrorismus, desto besser für die Strategie der USA, sich militärisches Eingreifen wo auch immer anzumaßen, Staaten subversiv in Bedrängnis zu bringen, um dann großzügige militärische „Hilfe“ anzubieten, den eigenen Einflußbereich auszuweiten und den anderer internationaler Akteure zurückzudrängen. Diesem Schema entspricht die Haltung der USA in Sachen Mali ziemlich deutlich, und dem kommt Frankreichs jetziges Vorgehen offensichtlich etwas in die Quere, jedenfalls sieht es bisher danach aus.

Es kann auch sein, daß die Mali-Algerien-Situation von den USA und Verbündeten noch zu einer gefährlichen Falle für Frankreich und mittelbar für Europa ausgebaut wird.

Zur obszönen Höhe des US-Militäretats und der primitiven militaristischen Prahlerei des „WStJ“ ist jedenfalls noch zu bemerken, daß die vielen Billionen, die die Militärpolitik der US-Regierungen in den letzten Jahrzehnten verschlungen hat, fast von der gesamten Welt finanziert wurden und noch immer finanziert werden. Die Staatsschulden der USA, und zwar allein die Schulden der Bundesregierung der USA, betragen inzwischen offiziell über 16 Billionen US-$. Der Löwenanteil dieser Schulden entfällt auf den Militäretat der USA. Diese Gelder wurden von den Käufern der US-Schuldverschreibungen, den „Investoren“ und „Anlegern“ rund um den Globus aufgebracht, darunter vielen in Europa, und nicht zu vergessen insbesondere auch vom chinesischen Staat, sicher aus nicht immer durchsichtigen Gründen, aber unter der Behauptung, daß die US-Staatspapiere die sichersten der Welt seien. Billionen an Kapital der Welt wurden in den Waffenarsenalen der USA versenkt, die grausame Unterfinanzierung großer Teile der Welt hat auch damit zu tun.

Möglicherweise ändert sich diese Konstellation in der nächsten Periode der internationalen Krisenentwicklung, und möglicherweise wird es auch hier – nicht nur in Griechenland – Zahlungsausfälle geben. Wahrscheinlich werden jedoch die USA versuchen, mit ihrem in der Tat goliathmäßigen militärischen Apparat eine  Dividende zu „erwirtschaften“, sprich militärische Abenteuer zu starten, die der übrigen Welt zeigen sollen, wo der Hammer hängt. Dann könnten in der Tat auch gerade die europäischen Staaten ziemlich unterlegen aussehen und zur Zahlung der Zeche drastisch herangezogen werden. Es liegt mE im Bereich des Möglichen und sogar Wahrscheinlichen, daß nicht wenige internationale Gläubiger der USA dann aus Fordernden in Geforderte verwandelt werden und bei nicht ausreichender Gegenwehr sich in zukünftige Schuldner der USA verwandelt sehen werden, beispielsweise infolge verlorener Kriege.

(Technische Anmerkung: der link zu dem Artikel des „Wall Street Journal“ ist überlang und wird in meinem Text nicht richtig dargestellt. Ich bitte um Entschuldigung, weil ich damit noch nicht richtig umgehen kann. Das Darauf-Klicken auf den link jedoch funktioniert. )

 

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