Zur Militärintervention Frankreichs in Mali und der Rolle der USA

 

“Jahrelang haben die USA durch das  ambitionierteste Anti-Terror-Programm, das sie je in diesen weiten turbulenten Zonen der Sahara durchgeführt haben, versucht die Ausbreitung islamischer Militanz in der Region aufzuhalten.

Aber als Aufständische im vergangenen Jahr durch die Wüste streiften, desertierten Kommandeure der Eliteeinheiten dieses Staates [Mali], der Frucht jahrelangen sorgfältigen amerikanischen Trainings, in dem Moment, wo sie am dringendsten gebraucht wurden, und nahmen mitten im Kampf Truppen, Gewehre, Lastwagen und ihre neuerworbenen Fähigkeiten mit zum Feind – sagen hohe malische Offiziere.“

(Aus einem Artikel der New York Times über die Vorgeschichte von Frankreichs militärischem Eingreifen in Mali, meine Übs., hier der Originaltext:)

“For years, the United States tried to stem the spread of Islamic militancy in the region by conducting its most ambitious counterterrorism program ever across these vast, turbulent stretches of the Sahara.

But as insurgents swept through the desert last year, commanders of this nation’s elite army units, the fruit of years of careful American training, defected when they were needed most — taking troops, guns, trucks and their newfound skills to the enemy in the heat of battle, according to senior Malian military officials.”

http://www.nytimes.com/2013/01/14/world/africa/french-jets-strike-deep-inside-islamist-held-mali.html?_r=0

Diese beiden Absätze lassen sich ohne große Umstände folgendermaßen lesen: die USA haben jahrelang die entscheidenden Kräfte der islamischen Aufständischen in Mali ausgebildet und ausgerüstet, gegen die jetzt Frankreich vorgeht.

Nun, so  direkt würde das ein US-Blatt allerdings wohl kaum schreiben. Die NYT führt im weiteren dann auch vieles an, wie die USA sich getäuscht hätten und hintergangen worden seien und eine solche Entwicklung natürlich absolut nicht gewollt hätten, sie nicht hätten vorausahnen können, usw. Wir werden sehen. Daß Islamisten von den USA ausgebildet, ausgerüstet und für subversive Zwecke instrumentalisiert werden, ist allerdings schon seit langem fast das Normale in vielen Konflikten.

Ergänzung (17.1.2013): Die Sache ist wohl komplizierter als ich hier im ersten Anlauf formuliert hatte. Die von den USA ausgebildeten späteren Deserteure der malischen Armee sollen Angehörige einer Bevölkerungsgruppe, der Tuareg, sein, die seit langem innerhalb des Staates Mali für ihre Interessen gekämpft habe, sei es um Sezession ihrer Gebiete, sei es um deren größere Autonomie innerhalb des Staates Mali. Nunmehr sei ihre bisherige Liaison in Nordmali mit den ausgesprochenen Islamisten/Terroristen aber zerrüttet, sie seien weniger fundamentalistisch als ihre bisherigen Bündnispartner, und Teile von ihnen, heißt es, hätten die französische Intervention sogar begrüßt. (Ende der Ergänzung)

Was jetzt in und um Mali und überhaupt in der Region politisch und militärisch gespielt wird, dazu kann ich derzeit keine Einschätzung abgeben. Jedenfalls sollte aber man die bereits jahrzehntelang erkennbare Rivalität zwischen den USA und Frankreich im nördlichen und mittleren Westafrika (schon vor längerer Zeit auch im Osten, in Ruanda und Burundi höchst blutig hervorgetreten) mitbedenken  und darauf achten, ob und wie jetzt die französische Militäraktion von Deutschland und anderen EU-Staaten beurteilt und ggf. unterstützt wird.

Auch die Haltung Großbritanniens dürfte interessant zu beobachten sein, insbesondere jetzt, wenige Tage nachdem die USA sehr deutliche Wünsche bezüglich des künftigen Verhältnisses Großbritanniens zur EU öffentlich geäußert haben und dieses Verhältnis offensichtlich bereits seit einiger Zeit zum Gegenstand größerer Veränderungen wird. Ironischerweise mußte zunächst einmal  einer von zwei Militärtransportern, die der britische Premier Cameron  zur Unterstützung Frankreichs mit Ausrüstungsgütern nach Mali starten lassen wollte, „wegen technischen Defekts“  am Boden bleiben.

http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/africaandindianocean/mali/9800099/David-Cameron-praises-C17-plane-just-moments-before-it-breaks-down.html

 

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