Proteste wie am Hambacher Forst – kritische Anmerkung

Die Leute, die hierzulande anscheinend massenhaft für einen Stopp der Braunkohle-Verstromung eintreten, legen eine bemerkenswerte Ahnungslosigkeit für die ökonomischen Zusammenhänge an den Tag, sowohl für die deutschen als auch die internationalen.

Die Hauptbegründung für den Kohle-Ausstieg wird seit einer Reihe von Jahren von den Medien und den diversen Regierungsparteien, CDU, SPD, Grüne usf. dem Publikum pausen- und kritiklos serviert, daher ist es natürlich kein Wunder, wenn unkritische Menschen dem folgen: es gehe darum, durch CO2-Vermeidung das Weltklima zu retten.

Ob dies nun notwendig oder, falls ja, auf welchem Wege es überhaupt möglich wäre, darauf soll hier nicht eingegangen werden. Jedenfalls aber sehen die entscheidenden Entwicklungen rund um den Globus nicht so aus, als spielten die Besorgnisse von solchen Leuten wie den Rettern des Hambacher Forstes überhaupt irgendeine Rolle – im Sinne der Klimarettung, wie sie ihn verstehen.

Sie spielen allerdings eine Rolle in bestimmten Spielchen des Kapitalismus, und diese Spielchen werden offenbar von den Rettern überhaupt nicht verstanden, oder sie wollen sie nicht verstehen.

Rund um den Globus, seitens viel größerer Akteure wie China, Indien, auch den USA, ob unter Trump oder wem auch immer, seitens solcher Schwergewichte, die den Kurs der Weltwirtschaft viel mehr als Deutschland bestimmen, sehen wir ein großes Wachstum der Förderung und Verbrennung von Stein- und Braunkohle sowie anderer Energieträger, die zu CO“-Emissionen beitragen.

Selbst wenn Deutschland schlagartig seine gesamten CO2-Emissionen, sei es aus Kraftwerken, aus dem Verkehr oder den Heizungsanlagen auf Null fahren würde, würde es die weltweiten Emissionen nur um einen kleinen Bruchteil vermindern, und im Sinne einer auf diese Weise angestrebten „Klimarettung“ wäre das völlig für die Katz.

Um nur ein markantes Beispiel aus den Berichten der letzten Wochen zu nehmen: in Pakistan hat China mit einem gigantischen Kohle-Abbau und dem entsprechenden Kraftwerksbau  in der Wüste Thar begonnen, der die bisher völlig desolate Stromwirtschaft des Landes erstmalig zu einem Teil konsolidieren soll und Teilen der Bevölkerung erstmals Zugang zu zivilisatorischen Grundlagen verschaffen könnte. Auch auf dem Balkan, in einer der EU benachbarten und von der EU nicht wenig beeinflussten Region, werden derzeit viele Kohlekraftwerke gebaut, wohl zumeist mit chinesischem Kapital, und dort hat man keinerlei Sinn für etwaige Einsprüche aus Deutschland oder Brüssel.

Man kann sich kaum vorstellen, dass die Spitzen des deutschen Kapitalismus und der Parteien nicht um diese einfachen Zusammenhänge wissen.

Ihr Eintreten für die radikale Umrüstung der Energiewirtschaft hat ganz andere Gründe als eine Sorge um das Klima: mit der sog. Energiewende werden jetzt und in Zukunft riesige Profite generiert, die man nie und nimmer mit den vorhandenen Strukturen erzielen könnte. Mit Windrädern, Solarparks, neuen Netzen usf. , die vom Stromkunden, d.h.von der großen Masse der Bevölkerung, und ditto vom Steuerzahler finanziert werden, lassen sich enorme Investitionen vom Zaun brechen, die anderweitig nicht zu haben wären, und deren Profitabilität auf Jahrzehnte hin durch exorbitante Strompreise garantiert werden soll.  Eine derartige Goldgrube könnte eine Fortführung der bisherigen Stromwirtschaft, die sich hauptsächlich auf Kohle und Kernenergie stützte, niemals bieten.

Desgleichen könnte die Autoindustrie mit der geradlinigen Fortführung von Diesel- und Benzinmotoren niemals eine derartige Profitabilität erreichen, wie sie jetzt mit deren Disruption und der amtlich forcierten Umstellung auf andere Antriebe und Fahrzeugtypen winkt. Das Gegrummel aus allen betroffenen Kapitalistenkreisen bezieht sich nicht auf die grundsätzliche Wende, sondern darauf, dass sie noch mehr Subventionen dafür an Land ziehen wollen und befürchten, dass doch der eine oder andere kapitalistische Laden in dem recht gewaltsamen Prozess doch über den Jordan gehen könnte.

Es muss einem politisch denkenden Menschen Sorgen bereiten, wie sich Massen von Menschen hierzulande derartig politisch manipulieren lassen, um die Spielchen innerhalb des Kapitalismus als Ergebnisse des Volkswillens, oder als Willensäußerungen von solchen Teilen der Bevölkerung erscheinen zu lassen, die an derartigen Kampagnen immer wieder willig teilnehmen.

Sie haben offenbar keine Ahnung von internationalen Zusammenhängen und Entwicklungen.

Es zeigt sich auch einmal mehr eine gewisse Grundstruktur der „grünen“ und ökonomisch-alternativen Ideologie: die größten Teile der harten Arbeit, der regelrechten Vernutzung von menschlicher Arbeitskraft, Lebenszeit und Gesundheit in Industrien, in Rohstoffgewinnung und anderen Wirtschaftszweigen werden aus einem entwickelten Land wie Deutschland hinaus verlagert in die großen Zonen der ehemaligen kolonialen und halbkolonialen und heute vielleicht mehr denn abhängigen Welt („Globalisierung“), während hierzulande man eine Art Gartenidylle anstrebt. Dort verschlechtern sich vielfach massiv die Naturbedingungen, greifen Umweltvergiftungen und Luftverschmutzungen weiter um sich, während der verantwortliche globalisierte Kapitalismus in den reichen Ländern auf Öko macht und auf diesem Wege noch weitere Extraprofitquellen mobilisiert.

Darüber kann auch die eine oder andere fairtrade-Idee oder Ähnliches nicht hinwegtäuschen, die an den völlig ungleichen internationalen Wirtschaftsbeziehungen kaum etwas ändern kann.

Eine der Kehrseiten solcher tiefgreifender sozialer Umschichtungen sind die mentale Verflachung und die – man muss es leider schon so nennen – Anzeichen der mentalen Verlumpung im Kulturellen in solchen reichen Ländern wie Deutschland. Das war mir vor kurzem einmal mehr drastisch aufgefallen anlässlich des Konzerts „gegen Rechts“ in Chemnitz, wo sich eine ähnlich strukturierte Klientel wie bei Hambach versammelt hatte.

Die Absicht, gegen rassistische Tendenzen und nazimäßiges Gehabe aufzutreten, ist jedenfalls zu begrüßen – aber es ist doch auch erschreckend, welchen mentalen Müll ein nicht unerheblicher Teil der dort zentral engagierten Bands bei solchen Anlässen ablässt, anscheinend ohne Widerspruch oder sogar zum Gefallen wenigstens eines Teils des Publikums. Drogenkonsum, Alkoholismus, individuelle wohlige Depressivität, die sich selbst als „oppositionell“ oder „kritisch“ zelebriert, gehören hier anscheinend zu den selbstverständlichen Grundbefindlichkeiten.

Ob damit günstige Voraussetzungen für wirkliches progressives gesellschaftliches Engagement, oder auch für ein Verständnis der internationalen Zusammenhänge und ein Eintreten für die riesigen Massen der Ausgebeuteten und Rechtlosen in der heutigen Welt geschaffen werden, das darf man doch sehr bezweifeln.

 

 

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