China treibt tatkräftig die “Neue Seidenstraße” (“OBOR”) voran. Eine Reportage und ein Gedankenanstoß

Anschauliche Reportage von Christoph Hein in der FAZ.net über Programm und tatsächliche Fortschritte des chinesischen Projekts „Neue Seidenstraße“, auch „OBOR“ (One Belt One Road) genannt.

Zahlreiche Länder von Südasien bis zum Balkan, hauptsächlich in Zentralasien, und maritime Staaten wie Thailand, Sri Lanka und Djibouti (Afrika) bekommen mit chinesischem Kapital nun Straßen, Eisenbahnen, Häfen, Kraftwerke usw. usf.

Zweifellos nicht aufgrund von chinesischem Altruismus, aber das ist ein anderes Thema.

Eine elementare andere Frage sollte allerdings auch einmal gestellt werden: was sind die Gründe für die extreme ökonomische Rückständigkeit und Bedürftigkeit vieler dieser Länder (z.B. Pakistans oder Afrikas), in die China nun hineinstößt? Und wohl von erheblichen Teilen der Bevölkerungen dabei willkommen geheißen wird, die erstmals spüren können, dass es ökonomisch aufwärts gehen kann?

War es nicht die globale Vorherrschaft des westlichen Kapitalismus, die in den vergangenen Jahrzehnten die ökonomische Entwicklung, genauer gesagt: die skandalöse Nicht-Entwicklung dieser großen Regionen der Welt letztlich bestimmt hat und das Elend mit zu verantworten hat, das nun den Humus für Chinas Aktivismus dort bildet? Was für nichtsnutzige, nichtswürdige Regime in vielen dieser Länder waren – bzw. sind noch immer – diejenigen, die in ihren Ländern unter dem Schirm des globalen westlichen Kapitalismus und seines Finanzregimes jahrzehntelang auf Kosten ihrer Bevölkerungen ihren eigenen Luxus und das kümmerliche Leben von hunderten von Millionen Menschen kultiviert, aber jede Entwicklung von Kultur blockiert haben?

Man sollte hier anstandshalber vermerken, dass insbesondere die zentralasiatischen Regionen, in denen heute Staaten wie Kasachstan, Turkmenistan usf. bestehen, früher Teil der Sowjetunion waren und unter deren Regie durchaus in gewissem Maße wirtschaftlich und kulturell entwickelt wurden, zum Leidwesen so manches islamischen Traditionalisten. Das ist nun lange her, und spätestens seit dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion (1991) hätten die regionalen und die westlichen – internationalen – Machthaber zeigen können, für was sie gut sind.

Das chinesische Neue-Seidenstraße-Projekt gibt bekanntlich Anlass, sich über gewisse Eurasien-Projekte, über einen neuen chinesischen Imperialismus und ähnliche Fragen Gedanken zu machen. Nicht zuletzt allerdings auch darüber, welches historische Debakel unser eigener westlicher Kapitalismus und Imperialismus für große Teile der Welt darstellt.

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