Zu den Terrorakten in Paris

Anders als in den deutschen Qualitätsmedien darf in der „Asia Times“ sofort und recht direkt über politische Hintergründe des Terrors gesprochen werden, in der Form zahlreicher Leserzuschriften zu folgendem Artikel:

http://atimes.com/2015/11/paris-shooting-several-killed-and-injured-after-kalashnikov-and-grenade-attacks-across-french-capital/

Man lässt es hier nicht an Deutlichkeit fehlen, was die Verknüpfungen westlicher Regierungen, darunter gerade auch der französischen selbst, mit den Terrorbanden betrifft, die in Libyen, Syrien etc. für außenpolitische Interessen dieser Regierungen in Dienst genommen, bewaffnet und organisiert wurden und noch immer werden.

Die Position der französischen Bourgeoisie ist allerdings widersprüchlich und nicht ganz leicht zu analysieren; andernorts, wie im Falle Mali kommt es durchaus auch zu Konfrontationen mit solchen Banden – wenn sie das zu stören drohen, was man als den eigenen direkten Machtbereich beansprucht. Und man wird selbst vom Terror im eigenen Lande heimgesucht, wenn man bspw. gegenüber den USA eigene, kollidierende außenpolitische Interessen vertritt.

Auf eine kurze Formel gebracht: Der sog. islamistische Terror wurde zunächst seit dem Afghanistan-Krieg gegen die frühere Sowjetunion (ab 1979) vor allem von den USA im Bündnis mit Saudi-Arabien, Pakistan und anderen salonfähig gemacht, organisiert, finanziert und zu vielen weiteren Zwecken instrumentalisiert. Dann diente er bspw. gegen die russische Machtposition im Kaukasus; in Libyen und Syrien wurde ihm von den USA im Bunde mit Frankreich und Großbritannien, zu einem gewissen Grade leider auch Deutschland, freies Schussfeld befohlen in der Konfrontation mit der sog. Achse des Bösen, d.h. den Interessen Russlands, Irans und des Assad-Regimes. Heute ist er eine Standardwaffe der verkommenen westlichen Bourgeoisien in ihren internationalen Rivalitäten, aber auch in ihren innenpolitischen Machenschaften gegenüber den eigenen Bevölkerungen. Die USA haben dieses innere Szenario seit dem 11. September 2001 bereits in aller Deutlichkeit durchgespielt. Man darf gespannt sein, wie Frankreich und die EU die neusten Entwicklungen innenpolitisch für ihr Regime nutzbar zu machen versuchen werden.

Man muss davon ausgehen, dass in den letzten Jahren sich ein Reservoir von einigen Zehntausenden islamistischer Halsabschneider gebildet hat, die international als Banden agieren, die sich an irgendwelche Mächte verkaufen und in ihrem Dienst Verbrechen begehen. Die Medien dienen diesen Machenschaften als propagandistische Verstärker, wie es im Falle von „Charlie Hebdo“ zuletzt exemplarisch durchgespielt wurde.

Die religiös und machtpolitisch verwurzelten Interessen solcher islamischer Drecks- und Geldhöhlen wie Saudi-Arabien, Katar usf., die als Staaten zu bezeichnen zuviel der Ehre wäre, bilden eine eigene Quelle terroristischer Machenschaften, die in ihrem fanatischen Widerstand gegen zivilisiertere Gesellschaftsformen, vor allem solche des Westens, nicht unterschätzt werden darf. (Der sog. IS bspw. hat offensichtlich enge Beziehungen zu den Genannten, zu Fraktionen innerhalb des Irak, zur Türkei. Jedenfalls aber, trotz allen medialen Nebels, muss man auch von Beziehungen zu den USA selbst ausgehen. )

Außerdem sind die katastrophalen gesellschaftlichen Zustände vieler armer Länder mit muslimischer Dominanz oder Komponente, ebenso wie die Verhältnisse unterer Schichten in den Metropolen,  eine ständige Quelle der Aufhetzung junger benachteiligter Menschen durch islamische Kleriker. Aber ohne die internationale Instrumentalisierung des Phänomens Islamismus durch die herrschenden Kreise vor allem gerade westlicher Länder könnte von den erschreckenden internationalen Dimensionen, die das Phänomen inzwischen gewonnen hat, keine Rede sein.

Diese connections müssen in jeder Erforschung und Erörterung der Bedrohung ganz nach oben gestellt werden.

Dieser Widerspruch, dass westliche Regierungen sich des antizivilisatorischen Fanatismus, vor allem des Islamismus, bedienen und dabei sich größter Verbrechen auch gegenüber den eigenen Bevölkerungen zumindest indirekt schuldig machen, ist in den gesellschaftlichen Widersprüchen, letztlich dem Klassenwiderspruch des Westens und des globalen Kapitalismus überhaupt verankert.

Da es auch in Deutschland zweifellos zu Abscheulichkeiten wie in Paris kommen wird, sollte man sich hier in der Diskussion keinen Zwang antun. Auch die Merkelsche Politik, die den Mit-Einstrom tausender Kandidaten des Dschihadismus und den Verlust jeglicher polizeilicher Kontrolle verantwortet, ist hier zu thematisieren.

NB: Dass die „Asia Times“ der Benennung der Mitverantwortlichkeiten westlicher Regierungen hier so bereitwillig Raum gibt, hat mit ihrer eigenen internationalen Anbindung und Verantwortlichkeit zu tun. Dieses Organ, in Hongkong angesiedelt, dient den Interessen der neuen chinesischen Bourgeoisie. Man erkennt  das u.a. daran, wie hier am chinesischen Regime keinerlei substantielle Kritik, nur marginale Kritik geübt werden darf, hingegen die Stärken und die guten Absichten desselben permanent betont werden. Die Politik der USA, Japans, Indiens etc. hingegen wird nicht wenig scharf angegriffen, sofern sie sich den internationalen Machtausbreitungs-Interessen des chinesischen Regimes nicht recht fügen wollen. Insbesondere die sog. „Eurasien“ Strategie des chinesischen und in einem gewissen Maße derzeit auch des russischen Regimes wird von „Asia Times“ durchgängig propagiert. In diesem Sinne verlangt „Asia Times“ auch eine Korrektur der westlichen Politik in der Syrien-Frage – und beleuchtet nicht unfreundlich Ansätze etwa des saudischen Regimes zur Anbändelei mit Russland und China…

 

 

 

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