Spanien, die Immobilienblase und internationale Fragen der „Rettung“

Inzwischen wird das Ausmaß der Defizite spanischer Banken auf mehrere Hundert Milliarden € geschätzt, s. z.B. den folgenden Artikel

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/geplatzte-immobilienblase-steht-spanien-wie-irland-vor-dem-offenbarungseid-11775314.html

Der größten Teil der Fehlbeträge ist anscheinend auf die geplatzte Immobilienblase Spaniens zurückzuführen.

Ich war Ende 2005 und Mitte 2007 zu privaten Kurzbesuchen in Madrid und Umgebung. Daß die spanischen Banken, die Hypothekenkredite vergeben, eine kriminelle Mißwirtschaft betreiben, konnte ein Nicht-Ökonom wie ich schon damals – mit einem einzigen und nur halbgeöffneten Auge – wahrnehmen. Da standen in der Peripherie der Hauptstadt halbfertige und halbvermietete/-verkaufte Suburbs in der Landschaft, kaum Infrastruktur, sehr mäßige Verkehrsverbindungen, öde Architektur von der Stange, wo für den Quadratmeter Wohnfläche 5000,- oder 6000, – € Kaufpreis verlangt wurden, bei höchstens mittlerem baulichem Standard.  Preise, wie man sie zu dieser Zeit etwa in Villengegenden Düsseldorfs vorgesetzt bekam.  Und die Einkommen der arbeitenden Bevölkerung in Spanien waren ja nun auch nicht gerade auf dem Niveau von deutschen Villenbewohnern. Es war damals schon mit Händen zu greifen, daß der große Crash ansteht.

Daß dieses Bankensystem jetzt alle seine Verluste  vom europäischen, nicht bloß vom deutschen, Steuerzahler ersetzt bekommen will, und sicher noch eine Menge mehr fordert; daß die Politikerkasten des Landes, die dem zugesehen und davon profitiert haben, jetzt weiterhin die Geschicke des Landes steuern dürfen, kann ja wohl nicht wahr sein. Der kapitalistische Betrug muß geahndet werden. Diese Forderung betrifft natürlich auch die anderen Länder, Deutschland eingeschlossen, wo bekanntlich bereits Hunderte von Milliarden zur Rettung betrügerischer Größt- und Großinstitute verwendet wurden und noch größere Summen künftig auf die Konten von vermeintlichen Rettungsfonds geleitet werden sollen, die nichts anderes retten sollen als die kriminellsten Spekulanten und die damit verbundenen reichen Bevölkerungschichten.

Mit Betrug meine ich nicht nur die finanzkapitalistischen Schneeballsysteme und die Spekulation auf die crashs, mittels derer die Creme der Banken, Hedgefonds und dergleichen noch größeren Reibach macht als in Zeiten ohne direkte Finanzkrise, sondern ich meine auch den übergeordneten politischen Betrug der kapitalistischen Politiker.  Ihre Wohlstands- und Sozialsicherungs-Versprechen haben jahrzehntelang dazu gedient, die Bevölkerungen einigermaßen bei der Stange zu halten, so auch die US-subprime-Politik und die spanische Immobilienblase.  Aber das Gesamtsystem,  nämlich das Zusammenspiel zwischen dem internationalen Finanzkapital, das die ständige Höherverschuldung der Staaten finanziert und gepusht hat, damit diese ihrer Bevölkerung Wohlstand und Sicherung vorgaukeln konnten, und den Parteien und Bürokratien der Staaten, die dem Kapitalismus die Kritik aus der Bevölkerung vom Leibe zu halten hatten und dafür die ständig steigenden Staatskredite finanziert bekamen, offenbart sich als nicht haltbar. Seine „Nachhaltigkeit“ ist von der gleichen politisch-ökonomischen Qualität wie z.B. der ganze Ökoschrott von Windrädern, Solarpanels etc. pp.,  mit dem Deutschland jetzt noch mehr überzogen werden soll, und es sind ein- und dieselben Medien, die bisher beides mit der Geschlossenheit religiöser Vereinigungen propagiert haben. Nicht zufällig –  das kann man nicht oft genug wiederholen – stammen die Grundideen der Öko-Ökonomie aus den gleichen finanzkapitalistischen und politischen Chefetagen,  deren Ziele und Fähigkeiten sich jetzt in der Krise so „schön“ offenbaren. Siehe z.B. die Rolle, die der „Club of Rome“ als einer der damals wichtigsten „Ideengeber“ in den siebziger Jahren gespielt hat.

Abrechnungen stehen an, nicht nur für die Verantwortlichen und Profiteure der spanischen Immobilienblase,  sondern auch für die übergeordneten internationalen finanzkapitalistischen Strukturen und ihre Verantwortlichen (die Deutsche Bank muß hier als ein Beispiel eines wenngleich nicht überragend großen, so doch typischen Akteurs genannt werden), und ebenso für die politischen Kräfte, die für die Entwicklung verantwortlich sind und nun die Industrien ganzer Länder und Kontinente ebenso wie die Ansprüche der arbeitenden Bevölkerungen auf zivilisierte Lebenshaltung und soziale Sicherheiten zu verfeuern im Begriff sind.

Ergänzender Link (08.06.2012) zur Korruption im spanischen Bankenwesen:

http://www.guardian.co.uk/world/2012/jun/08/spain-savings-banks-corruption

weiterer Hinweis (26.6.2012):

http://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/ratgeber-hintergrund/borja-mateo-im-interview-spanische-immobilien-sind-turbo-wertvernichter/6794484.html

Dieses Interview kommt auch kurz auf die Rolle deutscher und französischer Banken bei der spanischen Immobilienblase zu sprechen.

 

 

 

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