Daß im Gegensatz zu China, zu Indien, zu den USA, zu Brasilien etc. und auch zu Japan selbst, das mit Sicherheit neue Kernkraftwerke bauen wird, in Deutschland die Kernenergie nun noch rascher als bisher eingeschränkt wird und die Absichten, sie völlig einzustellen, möglicherweise noch früher Wirklichkeit werden, liegt einzig und allein in den deutschen politischen Verhältnissen begründet. Diese Politik war schon vor dem japanischen Tsunami von den entscheidenden Zirkeln der herrschenden Klasse(n) beschlossen. Diese sehen in der Drosselung der gesellschaftlichen Entwicklung durch Verknappung und Verteuerung der Energie ihre kapitalistische Zukunft. Dafür ist es in ihrer Sicht notwendig, 1. die Kernenergie zu bekämpfen, die nach heutigem Stand beste Quelle reichlicher und kostengünstiger Energie und ein wesentlicher Faktor für viele anstehende Entwicklungen auf der Welt, 2. zu einem durchgängigen Regime der Energieverteuerung und –verknappung zu kommen, 3. die gesamte gesellschaftliche Tätigkeit weiter herunterzuregeln und zu bürokratisieren, und 4. trotzdem mittels sog. alternativer Energien eine gewisse – besonders schäbige – Art von kapitalistischem Profit aufrechtzuerhalten (s. meinen Beitrag „Ökoschrott“ v. Okt. 2010). Fukushima 1 ist ebensowenig der wirkliche Grund für diese Politik wie es Tschernobyl war. Der Vorwurf, manche dieser Kreise empfänden klammheimliche Freude über die japanische Katastrophe, weil sie ihrer Propaganda neue angebliche Gründe liefert, ist im Kern berechtigt.
Deutschland ist mit dieser Politik schlimmer dran als Japan.
Ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich vor drei Tagen zu optimistisch angenommen habe, die Schäden in den japanischen Kernkraftwerken würden bald unter Kontrolle gebracht und seien schon morgen oder übermorgen Schnee von gestern. Die Probleme sind offenbar größer und werden der japanischen Gesellschaft noch längere Zeit zu schaffen machen als ich zuerst angenommen habe. Es muß jedoch weiterhin als völliger Irrweg angegriffen und verurteilt werden, die Proportionen zu verkehren und die Auswirkungen der ruinierten KKW als das größte Problem Japans oder gar der Menschheit auszumalen, wie das hierzulande praktiziert wird und bereits bei den ersten Meldungen über Schäden in Fukushima 1 anlief. In Japan ist die KKW-Katastrophe vor allem ein Teil und ein Aspekt, unter anderen, einer enormen Flutkatastrophe. Diese provokante Tour der deutschen Medien (und auch gewisser anderer in anderen Ländern) kann nicht geduldet werden, und mit der dahinter stehenden Politik wird noch abgerechnet werden.
Die japanische Gesellschaft wird Wege finden, die Schäden einzugrenzen, darunter auch die Schäden durch möglicherweise noch massiv austretende Radioaktivität, und wird durch den Wiederaufbau sich weiterentwickeln. Sollten Fehleinschätzungen von Risiken, bspw. von Tsunami-Risiken, ursächlich zu der KKW-Katastrophe beigetragen haben, so wird man in Japan die Konsequenzen ziehen müssen. Daß die deutschen herrschenden Kreise aus den spezifisch japanischen Entwicklungen die Folgerung ziehen, KKW in Deutschland müßten abgeschaltet werden, bedarf allerdings einer permanenten medialen Panikmache, damit der Abschied von der Logik den Massen nicht so auffällt.
Die Frage, ob Erd- bzw. Seebeben mit dem resultierenden Tsunami auch andere als rein natürliche Ursachen haben können und vielleicht in dem einen oder anderen Fall bereits gehabt haben, insbesondere in dem jetzigen, ist mE. nicht von vornherein völlig von der Hand zu weisen. Es dürfte in höchstem Maße spannend werden, wenn Wissenschaftler sich dazu verantwortlich äußern und Politiker in verschiedenen Ländern sich dazu stellen müssen.
Ein Unterkomplex solcher Fragen besteht darin, daß es offenbar Möglichkeiten und entsprechende Anstrengungen bestimmter Staaten gibt, KKW von außen durch Attacken auf Computersysteme zu schädigen.