Weitere Hinweise auf unzulängliche epidemie-statistische Grundlagen der Schließungspolitik. Zerstörung von Bildung und Erziehung

Die Statistiken des RKI sind offenbar mehr als mangelhaft, wie neben vielen anderen Autoren vom Fach auch von F. Nill in diesem ausführlichen Beitrag auf „Telepolis“ v. 15.5.20 gezeigt wird.

Die mE. gesellschaftspolitisch entscheidende Frage, ob die auf das RKI-gestützten zentralen politischen Entscheidungen, die Schul- und Kita-Schließungen (weniger wichtig: die – mittlerweile gelockerten – Geschäfte- und Betriebsschließungen) überhaupt einen wesentlichen Einfluss auf den Rückgang der Corona-Infektionen ausgeübt haben, beantwortet Nill hier so:

„Rechnet man noch die Inkubationszeit von 5-6 Tagen ein, so lässt sich nur schwerlich argumentieren, dass die Schul- und Kindergartenschließungen noch maßgeblich zur Trendumkehr beigetragen hätten. Zudem ist aus heutiger Sicht aus dem Verlauf der Kurve nach dem 23.03. kein signifikanter Einfluss durch den Lockdown erkennbar.“

Zum wissenschaftlichen Stand der RKI-Statistiken erlaubt sich Nill die folgende niederschmetternde Bemerkung:

„Zusammenfassung

Gemessen am Stand des Möglichen muss man leider verzweifelt feststellen, dass Deutschland und das RKI sich in Sachen Corona Daten offenbar noch auf dem Niveau der IT-technischen Rauchzeichenverständigung bewegen. Hier lediglich mit hochwissenschaftlichen Statistik-Methoden wie Imputing und Yesterday-Casting dagegen zu halten, ehrt zwar die beteiligten Wissenschaftler, geht aber leider an der Wurzel des Übels vorbei.

Angesichts dieser Erkenntnisse bleibt es absolut unbegreiflich, warum in Deutschland problemlos Epidemie Gesetze zur Einschränkung verfassungsmäßiger Grundrechte beschlossen werden können, die Politik aber gleichzeitig nicht in der Lage ist, Voraussetzungen für eine zentrale Corona-Datenerfassung auch auf regionaler Ebene auf den Weg zu bringen. Oberstes Ziel neben der Gesundheitsvorsorge muss es doch sein, möglichst in Echtzeit valide Daten für Entscheidungsträger wie auch die Öffentlichkeit bereitzustellen.“

Vor allem die politischen Maßnahmen im Erziehungs- und Schulbereich müssen mE viel stärker überprüft und – meine ich  – dringend korrigiert werden.

Es machen sich viel zu wenige Leute Gedanken darüber, welche Folgen für die allgemeine Entwicklung  von Kindern und Jugendlichen deren fast komplette Abtrennung von Erziehern und Lehrern und auch von ihren Altersgenossen und dem gesamten realen Leben der Kitas und Schulen haben wird. Die digitalen Ersatzmaßnahmen können nicht annähernd diese Deprivationen ersetzen. Im Gegenteil: sie verstärken einen negativen Grundtrend, Digitales – was immer auf Bildschirmen und Lautsprechern präsentiert wird – stärker zur Kenntnis zu nehmen als das primäre Leben in Natur und Gesellschaft.

Über digitale Medien ist es zwar wie nie zuvor möglich und auch unverzichtbar, Aspekte der Realität einzufangen, Menschen damit zu informieren, zu unterrichten und zu bilden; ebenso ist es allerdings möglich und wird massiv praktiziert, die Realität zu verzerren, einseitig darzustellen und auf vielfältige Weise die Konsumenten der digitalen „Welt“ zu beeinflussen, zu fehlinformieren, zu drängeln, zu lenken und zu verführen. Wir können nicht darüber hinwegsehen, wir dürfen es nicht weiterhin unterschätzen, wie von mächtigen Konzernen, bspw. des Silicon Valley, von Regierungen wie der Chinas, ganz bewusst und mit enormer Macht an der immer stärkeren Verwandlung der Realität in digitale Halbrealitäten, an der Verwandlung der Menschen in Konsumenten derselben, Abhängige und Verwaltbare betrieben wird.

Die digitale Trennscheibe, die derzeit eingezogen wird und Kinder und Schüler vom lebendigen Umgang mit den Erziehungspersonen und den anderen Kindern und Schülern absperrt, geht in eine ganz ähnliche Richtung.

Es geht keineswegs nur darum, dass die  Digitalisierungfirmen, die Verkäufer von Geräten und Programmen jetzt durch die politischen Maßnahmen der Regierung mit enormen Umsatz- und Gewinnsteigerungen beschenkt werden. Das wäre sogar im Rahmen des herrschenden kapitalistischen Systems nicht viel mehr als das Übliche, wenn eben der Bedarf an bestimmten Produkten plötzlich steigt und Extraprofite gemacht werden können, die man nicht verbieten kann.

Es geht um etwas ganz Anderes: wir können nicht wollen, dass unser Nachwuchs nicht nur verlockt, sondern nunmehr auch staatlich gezwungen wird, in der Bildung noch mehr als bisher schon das Surrogat, den unzulänglichen Ersatz zu konsumieren. Wenn der „Stoff“ nur noch als Lernhäppchen, an Bildschirm und Arbeitsblatt vereinzelt, oder in  bessergestellten Familien vielleicht mit Unterstützung der Eltern, geschluckt werden muss, bleibt sowieso weniger „hängen“. Schule und Kita sind vor allem auch soziale Prozesse, innerhalb derer eben auch gelernt wird; wenn Erziehungspersonen Ausstrahlung und Kompetenz haben und die im – oft unvorhersehbaren und nicht regelbaren, oft subtilen und spontanen – Umgang zur Geltung bringen, wenn sie auf die Individualitäten der Kinder und Jugendlichen eingehen können, dann wird gut gelernt. Das kann kein Bildschirm, kein noch so gutes Lernprogramm ersetzen. Außerdem lernt man vieles eben auch von den Mitschülern etc.

Es gibt leider seit langem einen erheblichen Einfluss von primitiven kapitalistischen Interessen auf das deutsche Bildungssystem, das einmal das beste der Welt war, die meisten Talente entwickelt hat und, wenngleich bei weitem nicht sozial und egalitär genug, doch weit sozialer und egalitärer als das bspw. der Briten, der US-Amerikaner oder auch der Franzosen war. Solche Qualitäten hat man in der vergangenen Jahrzehnten bereits „erfolgreich“ zu erheblichen Teilen ruiniert. Das Bildungssystem soll billiger werden, es soll mehr abprüfbare Fertigkeiten vermitteln, die auf dem „Arbeitsmarkt“ von bestimmten Interessen gefragt werden. Die Ideologie, dass Schule und Hochschule sozusagen Theken seien, an denen sich die Auszubildenden die nährenden Häppchen abholen, die sie später dann zur Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt befähigen, hat schon viel zerstört. In diesem Sinne bieten Schulschließungen und die Öffnung digitaler Lernkanäle nunmehr enorme Rationalisierungs- und Gewinnsteigerungsschübe, die man, wenn man Augen hat, jetzt voll am Werk sehen kann.

Warum noch so viele teure Lehrer, Schulgebäude etc. finanzieren – so dürften mittlerweile viele unserer – oft weniger kultivierten – Politiker denken -, wenn große Teile davon durch digitale Lernprozesse abgelöst werden können?

Ich habe durchaus den – natürlich verschwörungstheoretischen – Verdacht, dass hinter dem Fanatismus, mit dem jetzt der Staat das Schulwesen umformt, noch ganz andere Triebkräfte am Werk sind als die Furcht vor einer Pandemie. Die blamablen Leistungen auf dem Gebiet der Pandemie-Statistik, wie sie inzwischen viele öffentliche Beiträge aufgedeckt haben (nicht nur der zitierte Beitrag von F. Nill), und die Fragwürdigkeit der politischen Konsequenzen, die sich auf solche miserablen Statistiken berufen, weisen durchaus auch in diese Richtung.

Auf einer höheren Ebene spielt sich allerdings noch Grundsätzlicheres und Gefährlicheres ab, nämlich die Entsozialisierung, die Entvitalisierung, die Enthumanisierung der Erziehung und der Bildung. Ich behaupte, dass bestimmte Spitzen des internationalen Kapitalismus wie z.B. bestimmte Giganten des Silicon Valley oder antidemokratische autoritäre politische Strömungen, die in vielen Ländern der Welt das Sagen haben, bspw. in China, ganz bewusst in diese Richtung drängen. Ich will andererseits der Mehrheit unserer europäischen Politiker die Befürwortung solcher Entwicklungen nicht unterstellen, wahrscheinlich würden sie Derartiges auch ablehnen, wenn die Gesellschaft sie in diesbezügliche Diskussionen verwickeln würde. Aber dazu müsste diese Diskussion überhaupt erst einmal anfangen.

 

 

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