Ein Kommentar zur Ausbreitung des Islamismus in Großbritannien

In einem Kommentar zu dem islamistischen Terroranschlag in Manchester fragt Jochen Buchsteiner,  England-Korrespondent der FAZ , nach Versäumnissen der herrschenden Kreise angesichts der weiten und offenbar unbehinderten Ausbreitung von Zonen im Vereinigten Königreich, in denen der Islam bzw. der Islamismus das Sagen haben.

„Die islamischen Parallelgesellschaften, die sich überall im Land entfalten durften, sind zu Nährböden für den Extremismus geworden. Fast alle Terroristen, die sich aus Britannien dem ‚Islamischen Staat‘ angeschlossen oder Anschläge im Königreich geplant haben, wuchsen in Stadtteilen auf, in denen muslimische Schullehrer, Imame und Scharia-Gerichte das Leben bestimmen.“

In Buchsteiners Analyse bleiben andere Hintergründe des islamistischen Terrorismus ausgespart, wie die Frage nach den Ursachen das Abgehängt-Seins, das nicht nur in GB, sondern auch anderen europäischen Ländern nicht wenige Jugendliche mit oder ohne Migrationshintergrund spüren. Abgehängt fühlen sich nicht wenige, und sie sind es nicht in erster Linie wegen kulturell oder sonstwie bedingter schlechter Schulleistungen etc., sondern weil die vom Kapitalismus bestimmten Regierungen sich einen Scheißdreck darum kümmern, was aus den ohnehin für überflüssig Gehaltenen werden soll. Das Versacken im Drogensumpf ist in dieser Sicht anscheinend auch ok  – bis sie Autos anzünden, sich dem IS anschließen oder was auch immer. Dann ist das Gejammer groß.

Auch die Frage, ob und wie islamistischer Terrorismus von Geheimdiensten instrumentalisiert wird, um bestimmte Aktionen von Regierungen zu erzwingen oder zu rechtfertigen, berührt Buchsteiner hier nicht.

Trotzdem beleuchtet er mE wichtige Aspekte.

Großbritannien ist in hohem Maße bestimmt durch finanzkapitalistische Interessen. Der  Finanzplatz London verdankt sich in erheblichem Umfang Ölgeldern, reichen Scheichs  und der zerstörerischen Politik der USA und anderer gegenüber der arabischen Welt. Ihre Ölquellen und deren Hüter sind allerdings nicht Objekte, sondern Mittäter des Ruins. Sie sind Träger und Finanzierer reaktionärster islamistischer Richtungen im eigenen Bereich und international. (Natürlich gibt es  in London auch noch andere Einflüsse, bspw. durch russische Oligarchen, oder auch die bedeutenden  finanziellen Geschäfte mit Kontinentaleuropa — das hier kann und soll aber keine Analyse werden, wer dort welche Anteile und Enflüsse hält.)

Könnte es sein, daß Großbritanniens herrschende Kreise  wegen solcher internationaler Öl- und Islamismus-Interessen nicht willens oder nicht einmal mehr in der Lage waren, die Entwicklung islamischer Parallelgesellschaften innerhalb der eigenen Grenzen zu verhindern?

Auch unter diesem Aspekt kann man dem Brexit durchaus weitere positive Seiten abgewinnen.

Gleichzeitig ist Buchsteiners Kritik sehr wohl auch auf ähnliche Erscheinungen bspw. in Frankreich (z.B. Banlieues) warnend zu beziehen, auch auf Deutschland, wo es Tendenzen zur Bildung von Parallelgesellschaften ebenfalls gibt, wenn auch bisher wohl bei weitem noch nicht so erfolgreich wie auf der Insel.

 

 

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