Problematische Wege und Ziele staatlicher alternativer Sexualpädagogik

In einem ausführlichen Artikel von Birgit Kelle „ ‚Puff für alle’ als pädagogisches Stilmittel“ werden verschiedene Vorstöße aus Ministerien und Verlagen aufs Korn genommen, die schulische Sexualaufklärung in höchst problematische Gewässer zu lenken.

http://www.freiewelt.net/puff-fur-alle-als-padagogisches-stilmittel-10027903/

Kelles Beitrag ist durchaus lesenswert zur Kenntnisnahme, was mittlerweile im Zeichen der staatlichen Gender-Politik so alles abgeht.

Beispielhaft führt Kelle aus einem Werk „Sexualpädagogik der Vielfalt“ des “renommierten” Juventa-Beltz-Verlages einige Stichworte an:

„Vervielfältigung von Sexualitäten, Identitäten und Körpern (!)“, aber auch die „Verwirrung“ und „Veruneindeutigung“ der Jugendlichen. Ziel könne auch im „Verstören, im Aufzeigen verschiedener Identitätsmöglichkeiten und im Schaffen neuer Erlebnisräume“ liegen.

Solche Kategorien eines pädagogischen Buches, das offenbar von bestimmten Kreisen als „Standardwerk“ der künftigen deutschen Schule empfohlen wird, geben dem kritischen Kommentator reichlich Ansatzpunkte – danke an Kelle für diese Zitate.

Die Grundthese der sog. Gender-Lehre besagt in etwa, daß die biologischen sexuellen Gegebenheiten nicht mehr als eine Art von Spielmaterial der konkreten Praxis der Menschen bildeten bzw. bilden dürften. Der sexuelle Umgang mit anderen Menschen, die sexuelle Identität der Individuen würden von anderen Faktoren geleitet als von der biologischen Mann-Frau-Gegebenheit und müßten grundsätzlich beliebig wähl- und austauschbar werden.

Aus einer solchen Grundthese leitet sich u.a. das Postulat ab, daß Beziehungen zwischen Personen gleichen Geschlechts die gleiche gesellschaftliche Wertschätzung erfahren müßten wie die zwischen den Geschlechtern; mehr noch: da die „traditionelle“, dem unkritisch übernommenen Brauch der Altvorderen folgende „Heterosexualität“ etwas Muffiges, im Grunde schon fast etwas Widernatürliches darstelle, müsse von der staatlichen Erziehung umso mehr die Einübung der Individuen in die Homosexualität gefordert und gefördert werden. (Anm. unten zur “Transsexualität”)

Genau genommen ist es derzeit vor allem die rot-grüne Staatlichkeit auf solchen Pfaden aktiv, aber CDU und CSU befinden sich offenbar ihrerseits auf dem Weg der Transformation in die –  wie soll man es sagen ? – Anbetung der Gender-Ideologie, der Homo- und der sog. Transsexualität.

Kelle macht es sich etwas leicht, wenn sie diesen Komplex als „Unsinn“ qualifiziert. Natürlich sind es derartige Ausdrücke, die sich aufdrängen, wenn man sich das Treiben näher ansehen muß, aber man verstellt sich damit leider auch die tiefergehende politische Analyse. Es ist nämlich kein Unsinn, sondern Methode, und diese Methode wurzelt in den Grundwidersprüchen dieser Gesellschaft, in bestimmten Interessen der Herrschenden.

Um an einem Beispiel zu verdeutlichen, was ich damit meine, möchte ich auf eine Diskussion zurückkommen, die die „Gruppe Neue Einheit“ in den Jahren 1998 ff. zur Frage der Homosexualität im Internet (vor allem in einigen der damals üblichen „newsgroups“) geführt hat. (Ich habe der Gruppe Neue Einheit angehört und in dieser Diskussion, die der damalige Leiter der Gruppe, Hartmut Dicke – Pseudonym Klaus Sender –  eröffnet und inhaltlich auch weitgehend gefüllt hat, auch einige Beiträge verfaßt.) Wir haben uns damals an den Plänen der enstehenden Regierungskoalition SPD-Grüne (Schröder-Fischer) zur Aufwertung und rechtlichen Gleichstellung der Homosexualität gestoßen und mit ein paar kritischen Bemerkungen zu diesem Punkt (den wir zunächst bloß als einen Nebenpunkt der Programmatik dieser Koalition sahen) eine umfangreiche internationale Debatte ausgelöst. Vor allem wurden wir von Organisationen und Personen, die sich ihrerseits als „links“ verstanden, und nicht wenige davon aus dem englischsprachigen Raum, erbittert attackiert. Die Diskussion ging dann durchaus ins Grundsätzliche und hat eine Menge Einsichten geliefert.

Eine der – wahrscheinlich ungewollt – tiefgründigsten Äußerungen aus dem Kreis unserer Gegner und Befürworter der sog. Gleichwertigkeit der Homosexualität lautete: die Homosexualität sei doch diejenige Form der Sexualität, die der Existenzweise der „atomisierten Individuen“ unter dem gegenwärtigen Kapitalismus (der Autor schrieb aus London oder New York, wenn ich mich recht erinnere) entspreche, was wollten wir eigentlich mit unserer Opposition gegen ihre Aufwertung.

Ausgehend von einer solchen Zuordnung – verfaßt NB von einem Befürworter der Aufwertung der Homosexualität –  möchte ich heute noch einige weitere Bemerkungen machen.

 

Das heutige Gesellschaftssystem ist ein schon seit mindestens 100 Jahren in tiefsten inneren Widersprüchen verhakter Kapitalismus ( 2014 – 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, der diese Widersprüche erstmals in einer allumfassenden brutalen Form zum Ausbruch gebracht hat), ein Kapitalismus unter der heutigen Dominanz des Finanzkapitals im Bündnis und Wechselwirkung mit korrupten und undemokratischen politischen Führungsstrukturen der verschiedenen Länder und internationalen Organisationen. Das Bedürfnis der herrschenden Strukturen nach Funktionalisierung und Kontrolle des Bürgers hat längst neue „totalitäre“ Formen angenommen. Die Gestapo der Nazis, die Stasi etc.sind im Vergleich mit heutigen Überwachungspraktiken wie NSA, Verfassungsschutz etc. unbedarfte Vorläufer; was die Medien in einem Land wie Deutschland heute an Meinungs-Manipulation leisten (die Genderisierung ist da nur eines von mehreren Themen….), stellt sich den Geheimdiensten durchaus als geschickte Ergänzung  – vorgespielte Demokratie – und Parallele zur Seite.

Der Bürger, der sich in seiner Rolle als Angestellter irgendwelcher Finanz- oder Regierungs-Institutionen rückgratlos den oft wenig schönen bzw. direkt kriminellen Machenschaften seine Arbeitgeber einfügt und seine Person in viel tiefergehender Weise verkauft als der frühere Proletarier seine Arbeitskraft, ist das Menschenideal dieser Kreise, ist der „neue Mensch“, der offenbar in der Züchtung ist, wenn es nach ihnen geht.

(s.a. meinen Beitrag v. Dez. 2013 „Die Große Koalition und die ‘Sozialdemokratisierung’  der CDU“)

Ich möchte hier die These aufstellen, daß die Fragen der sexuellen Kultur in der Funktionalisierungpolitik der herrschenden Kreise eine große Rolle spielen. Solche Ausdrücke wie „Verwirrung“, die es in der sexuellen Orientierung von Jugendlichen zu schaffen gelte, sollte man ernst nehmen, und zwar vor allem hinsichtlich der politischen  Absichten dahinter (den Absichten der Herrschenden, nicht bloß irgendwelcher Homo- oder Transsexualitäts-Aktivisten).

Es geht hier nicht um die Ermunterung zu erotischer Fantasie und Freiheit, sondern um die grundlegende Verunsicherung der persönlichen Identität. Diese Verunsicherung greift bei den Fragen der sexuellen Verhaltensweisen vor allem deswegen an, weil die personelle sexuelle Entwicklung mit im Kern der persönlichen Identitätsfindung insgesamt steht. Menschen, die der staatlichen Sexualpädagogik a la Kretschmann und Berlin unterworfen und trainiert würden, Sexualität als unverbindliche Spielwiese, als Genußmittel, als Genderei zu praktizieren, würden nicht nur dem sensiblen Umgang mit den eigenen biologischen Gegebenheiten entfremdet, d.h. im unmittelbarsten Sinne auch denaturiert, sondern vor allem auch den sozialisierenden, kultivierenden Potentialen, die sich um das Verhältnis der Geschlechter in unserer Kultur über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg angesiedelt haben. Ihnen würden ganz wesentliche sozial-emotionale Dimensionen fehlen, und sie werden, so ist wohl die Kalkulation, weniger widerstandsfähig sein gegenüber den Anforderungen ihrer Arbeitgeber, sich selbst und ihr gesellschaftliches Verantwortungsgefühl zu verkaufen. Vereinfachendes Motto: Hauptsache das Gehalt kommt und ich kann mir die sexuelle Ablenkung leisten.

Der Puff als der ideale Ort der modernen Sexualität – so auch in den einschlägigen, bereits in Umlauf befindlichen, Unterrichtsmaterialien, wie Kelle zeigt – ist ein Übungsfeld einer übergreifenden menschlichen Käuflichkeit gegenüber Kapital und Regierung.

Wie Kelle ganz richtig fragt:

„Nutzt es den Kindern, dass Ihnen Sexualität als Genussmittel präsentiert wird, das jederzeit und mit jedermann ausprobiert werden kann oder soll? Zunächst hat man die Sexualität von der Fortpflanzung getrennt, inzwischen auch von der Biologie, der Moral und vor allem von der Liebe. Liebesakt? Dass ich nicht lache. Was für ein weltfremdes Wort ist es doch geworden.“

Oder wie sie an anderer Stelle feststellt:

„Und so geht es im Wesentlichen gar nicht um die Frage, ob über die Existenz von Homosexualität oder LSBTTI-Variationen geredet werden soll, das wird es schon heute und das ist auch völlig in Ordnung. Interessanter ist vielmehr, welche neue Zielrichtung und Tiefe das Thema bekommen soll und ob dies den Schülern mehr nutzt als schadet.“

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Ich kritisiere Publizisten wie Birgit Kelle vor allem in dem Punkt, daß sie der Frage ausweichen, was die Alternativ-Sexualpädagogik a la Kretschmann oder Berlin mit dem herrschenden Gesellschaftssystem zu tun hat, oder auch was andere Alternativprogramme wie bspw. die Energiewende mit den Grundproblemen des Überlebens des Kapitalismus zu tun haben. Kelle wie auch andere, die bspw. auf „Die Freie Welt“ gern publizieren und dort manchen interessanten Hinweis geben, sind von ihrem politischen Verständnis und ihrem politischen Ausblick her bloße Konservative. Sie können die von ihnen kritisierten Trends nicht im Kern treffen, weil sie um die Fragen, wer gesellschaftlich letztlich hinter diesen Trends steht und sie höchst eigennützig fördert, einen Bogen machen.

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Anm.  zur “Transsexualität”:

Die Krönung der Menschtums, sozusagen, in dieser Ideologie ist offenbar die sog. Transsexualität, die Existenz beider Geschlechtlichkeiten in einer Person. In grober Mißachtung der Tatsache, daß dieses Phänomen eine absolut verschwindende Minderheit der Bürger konkret betrifft (und von diesen nicht gerade als Beglückung empfunden werden dürfte), daß es 99,9% nicht besonders interessiert, wird der Bürger staatlicherseits inzwischen schon permanent ermahnt, sich diesem Phänomen zu stellen, wohl weil es ihm die eigene „Verklemmtheit“erst so richtig offenbare.

Nachbemerkung (15.05.2014):

Bezeichnend nun auch,  6 Wochen nach obiger Bemerkung, die Preiskrönung der Figur Conchita Wurst, einer Variante des  staatlichen und medialen Leitbildes der Doppelgeschlechtlichkeit beim sog. European Song Contest (ESC).

 

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