Kritische Beobachtungen zur Entwicklung des Schulwesens in Deutschland

Ein Kommentar von Heike Schmoll in der „FAZ“ zur Frage, ob an den Schulen die Maßnahme des „Sitzenbleibens“ abgeschafft werden soll (so die NRW-Regierung mit Hannelore Kraft, SPD und Schulministerin Sylvia Löhrmann, Grüne) hat eine größere Zahl von engagierten Leserzuschriften hervorgerufen, die teilweise durchaus in die Tiefe gehen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/debatte-ueber-das-sitzenbleiben-gleichmacherei-und-illusionen-12084878.html

Es lohnt sich, vor allem diese Zuschriften durchzusehen.

Die Frage des „Sitzenbleibens“ wird von einigen Lesern als nebensächlich, sogar als Ablenkungsmanöver bezeichnet. Das ist mE ernstzunehmen. Andererseits zeigt sich in den SPD-Grünen- Forderungen nach der Abschaffung doch auch erneut das wieder, wenn auch vielleicht an einer Nebenfrage, was ich für einen typischen Grundzug der Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland halte: die ziemlich durchgängige Verschlechterung der Schulbildung für die große Mehrheit (eine der zwangsläufigen Folgen ist die weitere Privatisierung der Bildungseinrichtungen für tatsächliche oder vermeintliche Eliten, die das Geld dazu haben). Daher kommen sowohl Schmoll wie auch viele Leserbriefschreiber von der Frage des Sitzenbleibens rasch zu den allgemeineren Fragen, was den Artikel und seine Kommentierungen interessant macht.

Die grundlegende Orientierung von Grünen und SPD (und mittlerweile auch der Merkelschen CDU) bildet auch in den Fragen der Entwicklung des Schul- und Bildungswesens meines Erachtens  die asozialste Variante von Politik, die das kapitalistische System derzeit zu bieten hat: die große Masse der Bevölkerung wird in ihren Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, in ihrer Kreativität und ihrer kulturellen Emanzipation besonders stark herabgedrückt, und andererseits wird in dieser Logik  die Elitenbildung und Eliten-Absonderung praktisch besonders forciert.

Alles natürlich unter schönen pseudosozialen Schlagworten wie: gleiche Chancen für alle, wir nehmen alle mit, kein Kind darf zurückbleiben, usf.

Keine andere Richtung hat die Maßstäbe des schnödesten Finanzkapitalismus derart verinnerlicht wie die Grünen und längst auch die SPD: die große Masse der Bevölkerung ist vor allem für die einförmigste, unkreativste Mehrwertproduktion und –verteilung zuständig, von der das Finanzkapital mit größtmöglicher Sicherheit und Routine den Rahm abschöpfen zu können meint. Keine andere Richtung unterminiert in einem solchen Maße wie die Grüne-SPD-Richtung die kulturellen Grundlagen von Kreativität und fundierter politischer Kritikfähigkeit. Politische Kritik ist nach Maßgabe dieser Richtung lediglich die kabarettistische Abwatschung von sog. Konservatismus unter Aussparung der eigenen fundamentalen Fragwürdigkeiten und ohne jede Gesamtkonzeption – wenn man unter Gesamtkonzeption etwas anderes versteht als das Vertrauen auf einen bürokratischen Pseudosozialstaat und ökoreligiöse Schlagworte wie „Klimawandel“ etc.

Kritik an der mangelnden Fähigkeit unseres bundesdeutschen Schulsystems, genug für Kinder und Jugendliche zu tun, insbesondere mit modernen pädagogischen Einrichtungen und Methoden ihre vielfältigen Talente und Neigungen zu entdecken und zu fördern, ist in jedem Fall angebracht. Eine Abschafffung des Sitzenbleibens ändert unter solchen Grundbedingungen nichts zum Positiven und ist zunächst einmal auch ein populistisches Manöver vor allem gegenüber Kreisen, die sich ohnehin nicht besonders für das Lernen ihrer Kinder einsetzen.

Eine solche allgemeine Kritik ist wohl relativ unabhängig davon erforderlich, ob in den einzelnen Bundesländern mehr CDU/CSU oder SPD/Grüne die Ministerien besetzen.

Das systematische sog. Sparen an Schulen und Bildung dürfte mehr oder weniger Gemeingut der verschiedenen Landesregierungen seit langem sein. Moderne und kindgerechtere pädagogische Ideen gibt es viele, aber sie haben nun einmal kaum Chancen sich durchsetzen, wenn die Klassen zu groß und die Lehrerkollegien ständig unterbesetzt sind. Eine Klasse von 30 enthält heute oft derart viele „Problemfälle“, Schüler, denen von den Elternhäusern her, die der gesellschaftlichen Ausbreitung problematischer sozialer Bedingungen unterliegen, elementare kulturelle und soziale Kompetenzen fehlen, daß weder sie noch die Schüler mit den besseren Ausgangsbedingungen angemessen gefördert werden können.

Die zu kritisierenden Verhältnisse haben wohl auch mit den bildungsfernen verstockten pädagogischen Vorstellungen der Ministerialbürokraten und bürokratischen Karrieristen zu tun, die sich überall fortsetzen, egal welche Farbe gerade die Landesregierung hat.

 

Solche Negativ-Faktoren kommen bei Schmolls Beharren auf Notengebung, Sitzenbleiben und den bisher gängigen Methoden der Bewertung und Klassifizierung von Schülern mE zu kurz. Einige Zuschriften zu ihrem Artikel greifen aber hier zurecht an.

Einige Zuschriften zielen direkt auf den bewußt gesellschafts-ruinierenden Zielkanon der gesamten herrschenden Bildungspolitik. Sie bestärken mich in meiner Ansicht, daß der Ruin Deutschlands bewußte herrschende Politik ist.

„In meinen Augen werden hier die Grundlagen unserer Gesellschaft bewußt, ich betone bewußt, zerstört.“ heißt es in einem Beitrag mit ausdrücklichem Bezug auf alle Parteien, einschl. der CSU, die ihren schönen Worten zum Hohn in der Praxis auch keine andere Politik mache.

Andere konzentrieren ihre Kritik mehr auf die „linksgrüne Schickeria“: „Das wird auch nicht mehr aufhören bis Deutschland, wie wir es kennen, nicht mehr existiert“.

Erwähnt werden müßte eigentlich auch der negative Einfluß der Ökodoktrin auf alle Umfeldbedingungen von Lernen und Bildung. Diese Doktrin ist längst die herrschende in allen politischen Parteien, Medien und öffentlichen Foren geworden. Wenn die Menschheit sowieso einen Negativfall darstellt, der letztlich nur durch Zerstörung der Natur existieren kann, wenn Deutschland speziell einen besonderen Sündenfall der Geschichte bildet, der noch in Jahrhunderten sich nicht genug selbst wird geißeln können, wozu dann eigentlich noch sich anstrengen, Selbstvertrauen entwickeln und Großes anstreben. Es bleibt vielleicht höchstens noch irgendwas Gleichgültiges und wenig Qualifiziertes zu arbeiten. Auch einkommensmäßig: wieso besonders engagiert arbeiten, wenn für die Ökorettung  – und die Dauer-Rettung der kriminellsten Finanzinstitutionen – ja sowieso das meiste weggesteuert wird.

In einem solchen generellen politischen Klima braucht man sich über den fortschreitenden Zersetzungsprozeß von Lernen, Bildung und Kultur nicht zu wundern.

 

 

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