Ein wenig Widerspruch gegen den Ruin von Kulturlandschaften durch Riesenwindräder

In der online-ausgabe der „FAZ“ findet sich heute ein Artikel von Winand von Petersdorff über Windrad-Probleme:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/windraeder-in-deutschland-durchs-land-der-riesen-11638103.html

Tatsächlich ist es in Ostfriesland mit seiner Überwucherung durch Windräder schon heute meistenorts ziemlich ungemütlich. Als Urlaubslandschaft kommt dieser Landstrich immer weniger in Frage, aber vielleicht bringen ja die Geldmassen, mit denen die Windradfirmen Grundeigentümer und Gemeinden kaufen können, finanzielle Linderung für einen Teil der Leute dort.

Vor der drohenden Ruinierung anderer Kulturlandschaften vor allem auch in Süddeutschland wird von W. von Petersdorff zu Recht gewarnt.

Leider ist der Artikel aber, ebenso wie die zahlreichen ihn zumeist unterstützendenh Leserzuschriften, politisch recht schwach auf der Brust. Wenn man nicht darüber sprechen will, daß die sog. Energiewende von den führenden deutschen Konzernen und Banken in Abstimmung mit der Regierung aktiv betrieben wird, aus fundamentalen kapitalistischen und politischen Interessen heraus, nützt solche Teilkritik wenig. In dem sog. energiepolitischen Konsens vom Oktober 2010 wurde die Vernichtung der Energiegewinnung aus Kernenergie und die Umrüstung auf Windräder (und noch mehr Energieimporte) als gemeinsames Projekt der Merkel-Regierung und der Spitzen des deutschen Managements einschließlich der Chefs von RWE und E.on präsentiert, die Bekräftigung und Verfestigung des rot-grünen Ausstiegsbeschlusses aus dem Jahre 2000. Nur einigen Kernkraftwerken sollte in der Vereinbarung vom Okt. 2010 noch eine gewisse Verlängerung der Laufzeiten vor dem endgültigen Abschalten gewährt werden. Kaum ein halbes Jahr später bot dann „Fukushima“ der Merkel-Röttgen-Equipe den Vorwand, noch rascher abzuschalten, und von den Konzernen kam kein nennenswerter Einspruch.

Die Aussichten, mit der sog. Energiewende einen viel größeren und einfacher zu habenden Reibach machen zu können als mit jeder anderen Art wirtschaftlicher und technischer Anstrengung, sind für den mainstream des deutschen Kapitals und große Teile der besitzenden Klassen so unwiderstehlich, daß mit Widerspruch aus diesen Kreisen nur am Rande zu rechnen ist (entsprechend verhalten sich die sog. unabhängigen Medien). Kurzsichtig und opportunistisch, wie es ihrer gesamten Mentalität entspricht, wird über die bürokratisch verhängten überhöhten Strompreise bis zur völligen Besinnungslosigkeit abkassiert, wird fortgeschrittene Atomwissenschaft und -technik, die in anderen Ländern gerade jetzt mit Nachdruck weiterentwickelt wird, auf den Müll geworfen, wird weitere Desindustrialisierung in Kauf genommen oder sogar aktiv betrieben (man kann mit Derivaten bekanntlich viel mehr Geld machen als mit lästiger Produktion, die am besten von aufholbedürftigen Chinesen oder anderen Völkern erledigt wird – so denken zumindest viele „Anleger“und Finanzinstitute), wird die Energieabhängigkeit von anderen Ländern und Mächten noch gesteigert…. und man kommt (das ist die letztlich entscheidende politisch-historische Ebene) den Forderungen der Führungsmächte des internationalen kapitalistischen Systems nach der (Selbst)erniedrigung und –schwächung Deutschlands nach. Sich dagegen zur Wehr zu setzen bringt ja nur ständigen Ärger und mindert die Profite.

Auch sehr schwach nimmt sich die Position dieses Artikels im Getriebe des deutschen Medienwesens und insbesondere der „FAZ“ selbst aus. Man sollte nicht vergessen, wie auf dem Höhepunkt der politisch gesteuerten und politisch zielführenden „Fukushima“-Hysteriekampagne der deutschen Medien, als im Gegensatz zu „Spiegel“, aber auch „Bild“, „Welt“ und „Focus“ gerade in der „FAZ“ noch ein paar Artikel erschienen, die sich teilweise der Vergewaltigung der Fakten widersetzten, der Mitherausgeber Frank Schirrmacher,  der sich zuständig für die ganz großen Fragen der Zeit fühlt, den fundamentalistischen Blödsinn der Kernenergie-Gegner (‚Millionen Jahre Gefahr durch Atommüll‘) den nicht ganz linientreuen Redakteuren aufs Haupt kippte und sicherstellte, daß es endlich im deutschen Medienkonzert keine nennenswerte publizistische Opposition gegen die Regierungs- und Kapitalslinie, und auch nicht gegen politische Forderungen aus den USA und vielleicht noch von anderswo mehr zu registrieren gab.

Von Petersdorff darf jetzt, wenn ich das richtig sehe, zum ersten Mal seit vielen Monaten in dem Blättchen gewissen energiepolitischen Fakten wieder etwas Raum gewähren. Man sollte jedoch keineswegs vergessen, unter welcher Leitung es in Wirklichkeit steht.

In der Tat ist es eine kulturfeindliche und primitivkapitalistisch-geldsüchtige Barbarei ohnegleichen, die jetzt über bisher verschonte Landstriche riesige Flattermänner auszustreuen sich anschickt. Mag sein, daß jetzt für kulturell sensible Teile der „FAZ“-Leserschaft, die das – zurecht – beunruhigt, auch mal wieder ein kleines Zeichen des Entgegenkommens gesetzt werden muß; mag sein, daß in den herrschenden Kreisen, vor allem bei industriellen Kapitalisten, Besorgnisse wegen der zunehmenden Energie-Unsicherheit, der organisierten Kapitalvernichtung und des weiteren Überhandnehmens einer staatsbürokratisch geleiteten Subventions- und Günstlingswirtschaft ansteigen – ein wenig Gegensteuern, eine Korrektur am allzu radikalen Ökokurs scheint dort wohl erwünscht. Das zeigt sich am Erscheinen solcher Artikel. Wenn aber die Diskussion sich um die fundamentalen Fragen des Kapitalismus, der Kulturentwicklung und der deutschen Nation weiter herumdrückt, ist sie ohnmächtig und wertlos.

Zum Nachlesen in Publikationen, die die Zusammenhänge ausführlicher darzulegen versuchen: http://www.neue-einheit.de/deutsch/memo/is2000-17.htm (Hartmut Dicke: Die Bedeutung des sogenannten Konsenses über die Stillegung der Kernenergie – Memorandum aus dem Jahre 2000). Aus neuerer Zeit: http://www.waltergrobe.de/2011/07/10/der-ruin-deutschlands-%E2%80%93-system-und-ziel/

 

 

 

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