Warum Deutsche Bank etc. nicht pleite gehen lassen? Ein Denkanstoß aus der FDP

Sogenannte systemrelevante Banken, die Staat und Steuerzahler erpressen, sollten in den Bankrott geschickt werden, Beispiele Deutsche Bank und Hypo Real Estate. Der Staat müsse und könne in diesem Falle die Garantie für den Zahlungsverkehr und die Unternehmenskredite übernehmen, aber nicht für die Schulden der Banken aus ihren Spekulationsgeschäften. Der allgemeine wirtschaftliche Zusammenbruch sei ein untaugliches Schreckmittel, Bluff solcher Banken.

Ein EU-Superstaat mit dem Hauptinhalt der Rettung solcher Banken müsse abgelehnt werden.

So etwa die Kernforderungen in einem Zeitungsbeitrag eines FDP- Bundestagsabgeordneten, Frank Schäffler und seines Mitarbeiters Norbert Tofall.

Die einleitenden Ausführungen über sog. ordoliberale Wirtschaftsgrundsätze und „die Freiheit“ sind sicher nicht der bessere Teil des Aufsatzes. Es handelt sich dabei lediglich um die Freiheit im kapitalistischen Rahmen und für kapitalistische Tätigkeiten. Aber daß kriminelle finanzkapitalistische Akteure der Betrugssysteme und der Abzockerei der gesamten Gesellschaft,  die direkten Hauptverursacher und – bisher – Hauptprofiteure der Krise nun in einem solch bürgerlichen Organ wie der FAZ mit der Feststellung konfrontiert werden, daß es ganz gut ohne sie geht und sie wenigstens mit Bankrott abgehen sollten, ist eine erfreuliche Entwicklung.

Wenn jetzt ein Abgeordneter des Bundestages immerhin so weit geht, zeigt das auch, daß die Krise sich vertieft und selbst in solchen Kreisen eine gewisse Beweglichkeit im Denken erzwingt.  Er dürfte allerdings nicht nur bei den Ackermännern, sondern auch im Staatsapparat selbst wenig Beifall finden. Die Verfilzungen der Politikerkasten mit den führenden Banken etc. sind ein Thema, das er ausspart, das aber nicht ausgespart werden kann, wenn man praktische Konsequenzen will.

 

http://www.faz.net/artikel/C30638/eu-superstaatsgruendung-aus-angst-vor-crash-30686321.html

(Leichte Überarbeitung 15.9., 8.00)

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentare deaktiviert für Warum Deutsche Bank etc. nicht pleite gehen lassen? Ein Denkanstoß aus der FDP

9/11 und die globale kapitalistische Krise – journalistische Hinweise aus Großbritannien

Jeremy Warner zeigt sich in einem Kommentar (“Telegraph”, 08.09.2011) etwas abweichlerisch gegenüber dem dümmlichen und langweiligen Getue, das zum Anlaß des zehnten Jahrestags der Ereignisse des 11.September 2001 von den Medien produziert wird.

Er sieht immerhin den Terrorismus als sekundär und die globale kapitalistische Krise, die spätestens mit dem Platzen der dotcom-Blase in 2000 bzw. schon 1997/98 mit der sog. Asienkrise offenkundige Ausbrüche erlebte, als primär. Wichtiger in ihren langfristigen Auswirkungen als die Aktionen, die er Osama bin Laden zuschreibt, seien die politischen und ökonomischen Maßnahmen der Zeit gewesen.

„Die politischen Maßnahmen, die gegen diese beiden Ereignisse ergriffen wurden – zunächst die dramatische Akkumulation von Devisen seitens asiatischer Volkswirtschaften, um sich gegen zukünftige Krisen zu wappnen, und dann die Politik des leichten Geldes seitens der Fed, um mit den Auswirkungen des dotcom-Booms fertig zu werden – sollten direkt zum heutigen meltdown der Banken und den begleitenden rollierenden Folgen von Schuldenkrisen führen.“

Die wahrscheinlich größte Kreditblase aller Zeiten sei von den USA und den entsprechenden europäischen politischen Kräften entfesselt worden, um die Ökonomie trotz der Krise am Laufen zu halten. Warner stellt die Frage, ob nicht derselbe Weg – weitere Kreditaufblähung, um die Illusion wachsender Prosperität im Westen aufrechtzuerhalten – eingeschlagen worden wäre, wenn es 9/11 nicht gegeben hätte.

Was den Krieg in Afghanistan betrifft, so wurde er bekanntlich schon vor 9/11 als strategische Maßnahme  der USA geplant; der Irak-Krieg hatte überhaupt keinen Zusammenhang mit 9/11 und gehörte gleichermaßen zur langfristigen globalen militärischen Strategie der USA. Das muß hier kurz angedeutet werden, weil Warner diese Kriege quasi als Fehler der USA abtut, die sie sich eigentlich nicht leisten könnten („unaffordable“). Auf diesem Feld geht Warner der Analyse leider völlig aus dem Weg, die er im Ökonomischen anklingen läßt.

http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/jeremy-warner/8750703/911-How-Osama-bin-Laden-caused-our-banking-meltdown-and-financial-crisis.html

Der Titel, den der Warnersche Kommentar bekommen hat („How Osama-bin-Laden caused….“), gibt seinen Ansatz falsch wieder. Warner bezweifelt ja gerade, daß „Osama“ solche gravierenden Entwicklungen verursacht habe.

Ich möchte hier daran erinnern, daß im Jahre 2001 schon in den ersten Klarstellungen zu der offiziellen „Terrorismus!“- Propagandamasche die damalige Gruppe Neue Einheit und die Redaktion Neue Einheit, unter der Leitung von Hartmut Dicke, die Frage gestellt haben, wie tief die kapitalistische Krise sein muß, wenn von den führenden kapitalistischen Zentren zu solchen politischen Manövern gegriffen werden muß. Siehe  z.B.:

http://www.neue-einheit.com/deutsch/is/is2001/is2001-33.htm

http://www.neue-einheit.com/deutsch/is/is2001/is2001-34.htm

 

 

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentare deaktiviert für 9/11 und die globale kapitalistische Krise – journalistische Hinweise aus Großbritannien

Die Verschärfung der Krise – Stand Anfang Sept. 2011 – die EU

In der jetzt konkreter werdenden weiteren Stufe der Krise wird es massive Zusammenbrüche bisher unbekannter Dimensionen geben. Den Aktienmärkten, Banken, Schattenbanken, Staatshaushalten: allen, denen in den letzten 3 Jahren durch staatliche Wechsel auf die Zukunft die unmittelbare Pleite erspart geblieben ist, bzw. die, wie die großen Banken, Hedgefonds etc. aufgrund der staatlichen Hilfen eine noch unverschämtere Geldmacherei als zuvor betreiben konnten, stehen ökonomisch extreme Unsicherheit, Pleiten und alles in allem der Ausbruch gesellschaftlicher Unruhe bis hin zu Kriegen ins Haus. Der Kapitalismus insgesamt wird sich in sehr viel unschöneren Formen präsentieren als man in solchen relativ priviligierten Zonen wie großen Teilen Europas in den letzten Jahrzehnten gesehen hat.

 

Die Staaten und „die Finanzmärkte“ waren bisher ein untrennbares Gespann geblieben. Alles, was die letzteren verlangten, um den von ihnen selbst herbeigeführten Bankrott in eine noch größere Gewinnparty zu verwandeln als je zuvor, haben die Staaten ihnen auf Kosten ihrer Bürger gegeben. Ein gutes Beispiel neben den großen „Playern“ in USA und Großbritannien sind die Deutsche Bank und die Politik von Merkel etc. Jetzt drängen „die Finanzmärkte“, sprich diese „Player“, weitere Staaten, ganze Staatengruppen wie die EU, an den Rand des Abgrunds und gedenken, wie zuvor aus der hochgetriebenen Schuldenmacherei dieser Staaten, jetzt aus dem Zusammenbruch der schuldenmachenden Staaten den großen Reibach zu ziehen. Solange die Regierungen dieselben bleiben wie bisher, werden sie ihnen nichts Wesentliches entgegensetzen.

 

Aber es ist nicht nur diese Art von Geschäftsinstinkt „der Finanzmärkte“, über den jetzt durchaus auch Erhellendes und Entlarvendes geschrieben wird, sondern es ist über alledem und vor allem Politik, über die man sich orientieren muß. Die internationale Politik dreht sich mE jetzt zunehmend um Fragen wie: welcher Staat, welche Staatengruppe geht jetzt unmittelbar in den Bankrott, sodaß andere konkurrierende Staaten bzw. Staatengruppen sich aus der Pleite des Gegenparts sanieren können. Gehen die USA pleite? China? Die EU? Wer zuerst, damit wer überleben kann?

 

Hier sollte man sich einige fundamentale Gegebenheiten vergegenwärtigen.

 

Nehmen wir zunächst die USA. Es ist zwar wahr, daß die USA unter solchen Aspekten wie Verschuldung des Gesamtstaats, der Einzelstaaten, der Kommunen, der einzelnen Bürger usf. in der Welt die Spitzenposition einnehmen,  und wenn Standard & Poors etwas anderes wäre als ein Herrschaftsinstrument eben dieser USA, hätten die USA selbst CCC-minus-Status und Griechenland bloß BBB-minus. Aber solche ökonomischen Daten klären nicht über politische Macht auf und daher auch nicht über die Fähigkeit, sich weiter der Finanzquellen der Welt zu bemächtigen und zu bedienen. Man muß konstatieren, daß die USA so pleite sein mögen wie sie es nun einmal sind, und trotzdem nehmen „die Finanzmärkte“ weiterhin ganz überwiegend nicht die USA, sondern andere Staaten ins Visier. Das hängt sicher auch mit der militärischen, politisch-subversiven und geheimdienstlichen Durchdringung der Welt durch die USA zusammen (gegenwärtiges deutlichstes Anschauungsbeispiel die Unruhe in der arabischen Welt und weiteren islamisch geprägten Zonen wie Pakistan), der gegenüber die entsprechenden Bemühungen anderer, potentieller Gegner, nehmen wir einmal China als Beispiel, nur eine sehr geringe Rolle spielen. Die militärisch-politische Macht der USA wird weiterhin von „den Finanzmärkten“ finanziert.

 

Man muß mE davon ausgehen, daß gegenwärtig bereits und zunehmend offen in den kommenden Monaten solche Machtfaktoren ausgespielt werden und es zu offeneren Austragung von Gegensätzen kommt, die auch die Form weiterer militärischer Zuspitzungen annehmen können. Diese können an allen möglichen Stellen ausbrechen. Nicht umsonst wird die Frage ‚Krieg gegen Iran’ jetzt wieder stärker betont. Das ganze Geheul wegen des Vorgehens des syrischen Regimes dient der Einleitung eines Regimewechsels dort und damit der Isolierung Irans, dessen wichtigste Verbündete bisher Syrien und die libanesische Hisbollah sind. Wenn diese bisherigen Verbündeten entscheidend geschwächt sind bzw. ausfallen, könnte der Iran tatsächlich doch noch militärisches Angriffsziel werden. Der ganze mittelöstliche Raum wäre betroffen, und damit unmittelbar auch Europa. Was wir für Medien haben, wird auch an dieser Propaganda deutlich.

 

Aber es wäre falsch, jetzt nur auf diesen offensichtlichen und seit langem schon etablierten, man könnte fast sagen: traditionellen Konfliktraum zu schauen.

 

Es wird in vielen Ländern zu sozialen Unruhen kommen, auch im Kern der EU sind solche durchaus möglich. Wegen der bisherigen politischen Abstinenz und Unerfahrenheit der großen Mehrheit der europäischen Bürger, die bisher vom finanzkapitalistisch-bürokratischen Gespann in scheinbarer sozialer Sicherheit und, insbesondere in Deutschland, in ökologistisch-pazifistischem Aberglauben gewiegt wurden, könnten soziale Bewegungen u.U. gerade von denen manipuliert werden, gegen die sie sich eigentlich richten. Soziale Bewegungen gegen den Kapitalismus überhaupt, gegen die Undemokratie in der EU und die finanzkapitalistisch-bürokratische Diktatur sind notwendig, aber sie werden erheblich andere politische Prinzipien finden müssen als das, was in den letzten Jahrzehnten, über die öffentlichen Medien vermittelt, der Standard war. Andernfalls könnte der europäische Zusammenhalt auch durch sog. Sozialbewegungen, denen sowohl die berechtigten nationalen wie die erforderlichen internationalistischen Maßstäbe abgehen und die auch nicht fähig sind, dem Kapitalismus neue kollektive Strukturen entgegenzusetzen, weiter unterminiert werden mit den entsprechenen katastrophalen Folgen für die Mehrheit der Bürger. Eine „Linke“, deren ganzes Konzept auf noch mehr Staatsverschuldung, d.h. noch mehr Macht für Staatsbürokratie und „Finanzmärkte“ und mehr Entmündigung und Enteignung der Bürger, auf weitere wirtschaftliche Lähmung und Untergrabung der Nationen und oft auch auf direkte Verneinung des europäischen Zusammenschlusses hinausläuft, ist ein Gegenbeispiel für das, was notwendig ist.

 

Zur EU müssen mE weitere Gesichtspunkte angedeutet werden. Dieser potentielle Konkurrent und politische Widersacher der USA weist verschiedene Schwächen auf, die zu schweren Niederlagen und gesellschaftlichen Katastrophen führen können. Solche Schwächen sind:

 

– Die wirtschaftliche Unterentwicklung der EU, wenn man sie als Ganzes nimmt. Z.B. in Form des krassen Ungleichgewichts in der Eurozone zwischen -. auf der einen Seite – dem industriell noch relativ aktiven und potenten Deutschland sowie Ländern wie Frankreich, Niederlande, Österreich, die ökonomisch vergleichsweise noch relativ diversifiziert und flexibel sind, und auf der anderen Seite großen anderen Zonen wie Griechenland, Portugal, großen Teilen Italiens, und anderen Ländern, wo sich industriell wenig getan hat, wo Landwirtschaft, Tourismus, ein von vornherein wackliger irrwitziger  Bauboom wie in Spanien, das Verzehren von EU-Mitteln, Korruption und Kriminalität die ökonomischen Hauptstützen der Gesellschaft sind.

 

– Die politische Schwäche der EU aufgrund der verfehlten Konstruktion, die keine demokratische und nicht einmal eine wirtschaftspolitische, sondern bloß eine finanzkapitalistisch-bürokratische ist. Die EU stellt eben ein solches bürgerfeindliches Gespann aus internationalen „Finanzmärkten“ und staatlichen bzw. überstaatlichen Bürokratien dar, wie es in großen Teilen der Welt der Auslöser und der Verschärfer der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus ist. Hinzu kommt die zunehmende Öko-Orientierung Deutschlands, die zum Verlust der internationalen industriellen Konkurrenzfähigkeit und zur weiteren Durchdringung der Gesellschaft mit dem finanzkapitalistischen Spekulantengeist führt.

 

Das sind Beispiele großer Schwachpunkte der Staatengemeinschaft, die sich EU oder, zu einem Teil,  Euroraum nennt. (Recht interessant ist die Diskussion in britischen Medien, weil Großbritannien einerseits ein Hauptstandort der „Finanzmärkte“ und enger Partner der USA ist, andererseits sich seine „Finanzmärkte“ gerade auch von der relativen industriellen Noch-Potenz im Euroraum nähren. Hier werden, zumindest in Worten, traditionelle „Euro-Skeptiker“ zu Befürwortern des Euro und des Zusammenhalts des Euroraums und diskutieren relativ sachlich einen Teil seiner Schwächen in der Befürchtung, daß es auch ihnen selbst noch schlechter gehen könnte, wenn er baden geht.)

 

Aufgrund der verfehlten bisherigen Konstruktion der europäischen Einheit als finanzkapitalistisch-bürokratischer Moloch greift gerade auch in Deutschland jetzt eine Propaganda um sich, als wäre Deutschland ohne den Euro besser dran, als sollte es „die Griechen“ und andere endlich pleite gehen lassen statt die Vermögen seiner Bürger zur Aufrechterhaltung ausländischer Mißwirtschaften zu verplempern, etc. Diese Ideen sind grundfaul, z.B. weil es sich bei den „Hilfen für Griechenland“ und für andere überhaupt nicht um Hilfen für die griechischen Bürger handelt, sondern um weitere Subventionen für das korrupte internationale Gespann aus „Finanzmärkten“ (einschließlich deutscher, französischer etc.  Banken) und der Regierungsbürokratien vom Schlage der Papandreou, Berlusconi und Merkel. Eben das Gespann, das für die griechische, die italienische und auch die sich immer mehr abzeichnende deutsche Misere verantwortlich ist, genehmigt sich jetzt weitere Subventionen in eigener Machtvollkommenheit und geht dem eigenen Bürger zunehmend feindlich an die Substanz. Die deutschen Vermögenswahrer, die jetzt blutige Zehen bekommen, hatten sich bisher mit ebendiesem System in der großen Mehrzahl gut arrangiert, weil gerade sie davon profitiert hatten. Jetzt sehen sie in einer wenigstens teilweisen Rettung dieses Systems durch die Zerschlagung von europäischen Strukturen ihre Zukunft. Sie kritisieren aber nicht den Finanzkapitalismus, geschweige denn den Kapitalismus überhaupt, sie sehen nicht den inneren Zusammenhang der verschiedenen Formen des Kapitalismus, sondern nur ihre weitere Teilnahme an dessen Profiten, auf die sie nun in anderen Konstellationen hoffen.

 

Auf welche Weise die europäischen Länder in der Krise zusammenhalten können, damit sie nicht einzeln zum Schlachtopfer „der Finanzmärkte“, d.h. letztlich vor allem der USA, werden, ist bisher unklar. Mit dieser bisherigen Politik und den bisherigen Parteien nicht, diese werden vielmehr zum beschleunigten Zerfall führen. Vielleicht gelingt es bestimmten Kräften in der bisherigen europäischen Machtstruktur noch für kurze Zeit weiter zusammenzubleiben, aber das Ende ist abzusehen. Der zunehmende Zerfall untereinander und die wachsende soziale Katastrophe werden die verschiedenen einzelnen Elemente der europäischen Bourgeoisie in die wachsende Unterordnung unter die USA oder andere äußere Mächte treiben, wenn nicht die Grundfragen auf den Tisch kommen und ganz andere Bewegungen sich bilden als bisher. Der Euro selbst ist nicht der Kern der Sache, sondern nur ein Mittel, ein Ausdruck eines bestimmten internationalen Systems. Dieses ist im Umbruch, dieser Umbruch kann in Europa zu gesellschaftlichen Katastrophen führen. Es geht um die richtige künftige politische Orientierung der europäischen Nationen; ob der Euro dabei erhalten bleibt oder nicht, ist, soweit ich das verstehe, nicht unbedingt ausschlaggebend. Er kann sowieso nicht das Hauptmittel europäischer politischer Zusammenschlüsse sein. Vielleicht geht er in deren Entwicklung unter, vielleicht bleibt er als ein Mittel erhalten, aber er kann nicht das zentrale Mittel bleiben oder gar zum Ziel oder Negativ-Ziel als solcher werden.

——————–

Die vorstehenden Bemerkungen geben einige Gesichtspunkte wieder, die ich für die Orientierung in diesen turbulenter werdenden Tagen benutze. Ich hoffe damit anderen einige Anregungen geben zu können, meine aber nicht, daß diese Gesichtspunkte unbedingt völlig richtig formuliert sind oder nicht durch wesentliche andere ergänzt werden könnten bzw. müßten. Es handelt sich natürlich auch noch lange nicht um eine umfassende Analyse der Lage, oder um politisch-praktische Vorschläge.

Weiterhin halte ich allerdings, das wurde hoffentlich spürbar, prinzipielle Kritik am Kapitalismus mit dem Ziel des Übergangs zu gesellschaftlichen Formen des Eigentums und der entsprechenden politischen und kulturellen Selbstbefreiung der großen Mehrheit für notwendig. Als ein aktuelles Teilmoment sehe ich die Stärkung des Zusammenhalts der europäischen Nationen für wichtig an. Die praktische Solidarität mit progressiven Bewegungen in allen anderen Weltregionen ist mindestens ebenso wichtig. Ich muß zugeben, daß diese Frage in meinen Beiträgen bisher zu kurz gekommen ist.

 

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Die Verschärfung der Krise – Stand Anfang Sept. 2011 – die EU

Deutsches Steuersystem und finanzkapitalistischer Dschungel – Die Reformideen von Paul Kirchhof

Der frühere Verfassungsrichter und Kenner des deutschen Steuersystems propagiert sein weiter ausgearbeitetes Konzept einer durchgreifenden Reform.

http://www.faz.net/artikel/C30923/paul-kirchhof-im-f-a-s-gespraech-wir-verteilen-von-arm-zu-reich-30488466.html

Die Ausführungen zur Rolle des Finanzsektors und der Staatsverschuldung im heutigen System bringen vieles analytisch sehr gut auf den Punkt.

Er läßt allerdings, meine ich, die Frage, wie dieser Dschungel der finanzkapitalistischen Profiteure und Manipulateure und ihrer Ankerleute im Staat gerodet werden soll, im Grunde außer Acht.

Dieser Staat ist zumindest in seinen höchsten Ebenen gerade der Staat, der den finanzkapitalistischen Profiteuren und Manipulateuren ihr Treiben garantiert. Dafür werden die entscheidenden politischen Kräfte hierzulande wie auch in anderen Ländern bezahlt, damit sind sie auch mental und personell verwoben. Wenn Kirchhof meint, ein Finanzminister brauche nur die vorgeschlagene Reform zu beschließen und der nächste Wahlsieg wäre ihm sicher, lenkt das ab.

„Aber natürlich gibt es auch viele Politiker, die an dem bisherigen Verwirr- und Privilegiensystem mitgewirkt haben. Sie sehen in der Vergünstigung, die sie für ihre Lobby erkämpft haben, ihren beruflichen Erfolg. Da ist der Täter dann der Wächter,” sagt Kirchhof selbst. Meiner Ansicht nach sind es nicht nur „viele Politiker“, sondern der Kern des heutigen politischen Systems.  Man erinnere sich, daß es nur weniger zarter Warnungen seitens der SPD gegen die Kirchhofschen Vorstellungen im Wahlkampf 2005 bedurfte, und die CDU hatte den Mann schon abserviert, der ihr Bürgernähe hatte simulieren helfen sollen.

Sollten überhaupt je wesentliche Teile des staatlichen Überbaus Entscheidendes im Sinne der vom Team Kirchhof vorgeschlagenen Reform tatsächlich unternehmen wollen, dann wird das gesellschaftliche Kämpfe auslösen, denen gegenüber alles, was die Bundesrepublik Deutschland bisher erlebt hat, wie Kindergarten aussieht. Das wird „Klassenkampf“, in veränderten Formen und anderen Fronten als früher, aber schärfer.

Wie und von wem auch immer ausgelöst, er ist unvermeidlich, und der Normalbürger muß sich darüber Gedanken machen.  Außerdem gibt es die internationalen Zusammenhänge, denn der finanzkapitalistische Dschungel ist die internationalste Erscheinung überhaupt, und man kann diese Widersprüche nicht allein im deutschen Rahmen analysieren. Hier liegt mE ein weiterer Schwachpunkt der professoralen Analyse.

 

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Deutsches Steuersystem und finanzkapitalistischer Dschungel – Die Reformideen von Paul Kirchhof